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Dies ist umso erstaunlicher, als die seit September 1990 auch in Bayern aktive PDS als "ostdeutsche Regionalpartei" dort lange Zeit überhaupt keine Relevanz hatte. Bei der Landtagswahl 2003 stand sie nicht einmal auf dem Stimmzettel, bei der Bundestagswahl 2005 erhielt die Linkspartei in Bayern nur 3,4 Prozent der Stimmen - weniger als in jedem anderen Bundesland. Diesmal hielt sie im Vorfeld der Landtagswahlen mit Umfragewerten zwischen vier und zuletzt fünf Prozent die anderen Parteien in Atem, allen voran die CSU. Auf die wirtschaftliche Situation lässt sich der rasante Bedeutungszugewinn nicht zurückführen: Unter allen Bundesländern hat Bayern die zweitniedrigste Arbeitslosenquote und die niedrigste Zahl an Hartz-IV-Empfängern.
Durch ausgiebige Wahlkampfauftritte hatten die beiden Linkenchefs Oskar Lafontaine und Gregor Gysi versucht, die Schwächen ihres bayerischen Personals zu kompensieren. Dass es der Linken gelingen würde, im Freistaat genügend linkes Protestpotenzial zu aktivieren, daran hatte selbst Oskar Lafontaine öffentlich gezweifelt. Ein knapp verpasster Einzug in den Landtag sei "kein großartiger Beinbruch", baute er vor.
Lafontaine weiß, dass die Linke allein ihre Etablierung im bayerischen Parteiensystem bereits als Erfolg verbuchen kann. Es ist - nach den Erfolgen in Bremen, Hessen und Hamburg - ein weiterer Schritt auf ihrem Weg der Westausdehnung. Der Versuch der CSU, die Linkspartei als "unbayerisch" zu isolieren, ist gescheitert.