Britische Teatime am Central Park für schlappe 100 Dollar

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Heinz Horrmann

Der Anruf mit den Glückwünschen von Freunden für TopHotel-Chef Wolfgang Schmitz zur bedeutendsten Genießer-Auszeichnung, der Brillat-Savarin-Plakette, kam aus dem prächtig erneuerten Palm Court der New Yorker Hotel-Legende "Plaza".

Der Anruf mit den Glückwünschen von Freunden für TopHotel-Chef Wolfgang Schmitz zur bedeutendsten Genießer-Auszeichnung, der Brillat-Savarin-Plakette, kam aus dem prächtig erneuerten Palm Court der New Yorker Hotel-Legende "Plaza". So erlebte der Geehrte bei der Feier auf dem Hamburger Süllberg über den Atlantik hinweg die Atmosphäre des aktuellsten Tages-Events in der Weltmetropole: Dezentes Porzellanklingeln und sanfte Harfenklänge als Begleitmusik. Klassische britische Teatime als Stil-Import im neu eröffneten Fünf-Sterne-Hotel am Central Park. Der Nachmittagstee wird derart liebevoll zelebriert, dass das Hotel nach mehrjähriger Umbauarbeit (400 Millionen Euro Investition) schnell zum Pilgerziel der Big-Apple-Gesellschaft wurde und die verfügbaren Plätze auf Tage ausgebucht sind.

Ich habe es mehrfach erlebt: Komplett erneuerte Hotel-Oldies verzaubern mit faszinierender Anziehungskraft, weil zur Historie und, wenn gut gemacht, zum erhaltenen altehrwürdigen Charme moderner Wohnkomfort und technisch perfekte Arbeitsmöglichkeiten kommen. Wohlgemerkt, nur wenn es gut gemacht ist. Und hier ist das der Fall.

Die Zimmer sind geschmackvoll, zeitlos gestaltet, aber nicht größer geworden, obwohl das einst übergroße Hotel mit 805 Zimmern und Suiten auf den ordentlichen Mittelwert von 282 Hotelzimmern gebracht wurde. Den übrigen Raum nutzten die Besitzer für 181 Luxusappartements. Dass gegen die ursprüngliche Planung überhaupt ein Hotel erhalten wurde, ist einer massiven Initiative des New Yorker Bürgermeisters Michael Bloomberg zu verdanken, der sich mit allen Möglichkeiten für das "berühmteste Hotel der USA" stark gemacht hat. Das Baudenkmal, das so viele Besitzer in der langen Geschichte (seit 1907) hatte - Conrad Hilton, Donald Trump gehörten dazu, und die Lufthansa wollte es erwerben, konnte aber keine Einigung über den Preis erzielen -, erstrahlt in der Außenansicht in geradezu jugendlichem Glanz. Irgendwie müssen die enormen Baukosten wieder eingefahren werden, so ist zu erklären, dass die Preisliste bei 1000 Dollar beginnt und das "Plaza" damit das teuerste Hotel in Manhattan wurde.

Dafür ist allerdings nicht nur die Atmosphäre außergewöhnlich. Der Palm Court sowie die Lobby mit der Glaskuppel über hohen Rundbögen vermitteln die Optik einer goldfarbenen Kathedrale. Der Nachteil des Hotels: Nur wenige Zimmer haben den prächtigen Blick auf den Central Park, einige Gäste schauen auf triste Hauswände. Die weltberühmte "Oak Bar" in dem Hotel, wo sage und schreibe mehr als 60 Kinofilme und Fernsehstücke gedreht wurden, von der Geschichte der rotzfrechen Eloise bis zu Kevin, der allein in New York war, soll ebenso wie der Wellnessbereich in den nächsten Tagen eröffnet werden.

Übrigens, wenn Sie nach Shopping-Stress auf der Fifth Avenue einmal im "Plaza" den Tee zu Harfenklängen erleben wollen, haben Sie zwei Genussmöglichkeiten: das Standardmenü mit Häppchen und Kuchen für 60 Dollar oder Canapés mit Hummer, Kaviar und Trüffel für 100 Dollar. Guten Appetit.