Trainingslager mit fünf Sternen

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Anna Warnholtz und Ralf Köttker

Morgen beginnt für die deutsche Fußballnationalmannschaft die "heiße Phase", dann reisen Ballack, Klose und Co.

Morgen beginnt für die deutsche Fußballnationalmannschaft die "heiße Phase", dann reisen Ballack, Klose und Co. ins Trainingslager nach Mallorca, um sich dort auf die EURO 2008 vorzubereiten, die am 7. Juni beginnt. Doch was heißt hier "Trainingslager"? Das Quartier, das sich die 23 Nationalspieler gönnen, ist ein exquisites Fünfsternehotel, das "Arabella Sheraton Golfhotel Son Vida". Und auch die Mannschaftsresidenz, in der sie während der EM wohnen, das Hotel "Il Giardino" am Lago Maggiore in der Schweiz, ist vom Feinsten. Wir haben beide Häuser besucht.

"Son Vida", Mallorca

Volltreffer, wird sich Joachim Löw gedacht haben, als er den Ort für das Trainingslager zum ersten Mal sah und sogleich auswählte. Die ruhige, zugleich zentrale Lage nahe der Inselhauptstadt Palma war ein Grund, das "Son Vida" zu buchen. Aber auch die familiäre Atmosphäre und die noble Ausstattung haben den Bundestrainer begeistert.

Im Villenvorort Son Vida liegt das Gebäude im Stil spanischer Herrensitze inmitten eines 13 000 Quadratmeter großen Gartens mit Palmen, Johannisbrot- und Olivenbäumen. Riesige Hecken schützen die Gäste vor neugierigen Blicken. Die ganze Hotelanlage ist komplett für die deutsche Mannschaft gebucht.

Einen Fußballplatz gibt es im "Son Vida" nicht - was aber egal ist, denn die Deutschen werden im Stadion Son Moix des spanischen Erstligisten Real Mallorca trainieren, knapp 15 Autominuten entfernt. Dafür bietet das Hotel sportliche Alternativen: drei Golfplätze, die zu den besten Mallorcas zählen, außerdem vier Schwimmbäder, Spa-Bereich mit Beautyfarm und zwei Tennisplätze. "Davon werden wir einen zum Beachvolleyballfeld umfunktionieren", sagt Hoteldirektor Carsten Willenbockel. Sollte Bundestrainer Löw Trainingseinheiten im Hotel anordnen, wird es indes eng: Der Fitnesspavillon im Garten ist gerade mal 54 Quadratmeter groß und bietet ganze vier Geräte. Besser bestückt sind die Minibars: Gut 20 Alkoholika finden die Spieler. "Wir haben keine Order, das Getränkeangebot der Minibar zu ändern", sagt der Hoteldirektor. Vitamin- und Energydrinks müssen die Spieler also selbst mitbringen.

Die Zimmer des "Son Vida" sind hell und freundlich. Allerdings sind sie zuletzt 2001 renoviert worden. Trotzdem ist die Atmosphäre behaglich. Und das liegt vor allem am Personal, das herzlich und freundlich ist und jeden Wunsch gern erfüllt.

"Il Giardino", Ascona

Am 3. Juni bezieht die deutsche Fußballnationalmannschaft das "Il Giardino" am Lago Maggiore in der Schweiz, das offizielle EM-Quartier. In der Abgeschiedenheit des Tessins sollen die 23 Spieler Kraft tanken für das Unternehmen Titelgewinn: toskanischer Landhausstil, ruhige Lage im Residenzviertel von Ascona, 270 Kilometer bis zum Eröffnungsspielort Basel - weiter entfernt vom Turniertrubel in den Austragungsstädten kann die Mannschaft kaum sein.

Der Deutsche Fußball-Bund hat für Juni alle Zimmer des Hotels gebucht. "Wir haben hier unser Paradies gefunden", sagt Teammanager Oliver Bierhoff. Das Bergpanorama, die luxuriöse Mischung aus mediterraner Lebenslust und mondäner Langeweile haben überzeugt - nach dem Motto: "Lieber Schweiz als Geiz". Eine Suite kostet dann auch rund 700 Euro am Tag, immerhin einschließlich eines Gourmetabendessens, auf Anfrage gibt es ein beruhigendes Kräuter- oder Kirschkernkissen für die Nacht. Und das gute Gefühl, in einem vielfach ausgezeichneten Ferienhotel zu logieren, das sein eigenes Motto hat: "un po' di più" - "das bisschen mehr".

Üppigkeit ist das Attribut, das sich durch die gesamte Anlage zieht, auch im Garten, wo um und in den Teichen mit zutraulichen Koi-Karpfen alles sprießt, was in der mediterranen Flora heimisch ist. Ähnlich farbenfroh wie die Beete sind die Betten gestaltet: Mädchenträume in Gelb- und Rosatönen dominieren die Einrichtung; die hoteleigenen Leihfahrräder und Shuttlebusse sind pink lackiert, was farblich gut zu den schwarz-weißen Trikots der Nationalmannschaft passt.

Wer es weniger üppig mag, ist im Business-Center richtig, einem etwa telefonzellengroßen Raum hinter der Rezeption mit zwei Computern. Großzügig ist dagegen das Spa eingerichtet. Hier gibt es eine klassische Sauna mit integrierter Lichttherapie, ein Dampfbad, TechnoGym und die hoteleigene Pflegelinie "dipiù by Daniela", erfunden von der Frau des Hoteldirektors Philippe Frutiger.

Die edlen Produkte basieren auf Traubenkernen, Mandel- und Zitronenölen, Akazienhonig und Kräutern, die die Zellen regenerieren sollen - für abgekämpfte Fußballer ist das sicher genau das Richtige.

Wellness ist auch das Leitmotiv der beiden Küchenchefs. Im Restaurant "Ecco" tischt Rolf Fliegauf Molekularküche auf, während sein Kollege Urs Gschwend im "Aphrodite" französische Cuisine serviert. Die deutsche EM-Mannschaft vertraut trotzdem lieber auf ein bewährtes Rezept: Sie bringt ihren eigenen Sternekoch mit, Holger Stromberg.