Abheben in die Zukunft

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Anna Warnholtz

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Die Reiselust ist eine globale, immer mehr Menschen steigen ins Flugzeug, um zügig ans Ziel zu kommen.

Die Reiselust ist eine globale, immer mehr Menschen steigen ins Flugzeug, um zügig ans Ziel zu kommen. Am Boden wird es angesichts des Ansturms eng, viele Flughäfen platzen aus allen Nähten. Abhilfe schaffen Um-, An- und Neubauten von Flughäfen und Terminals, die auf allen Kontinenten in den Himmel wachsen. Fünf außergewöhnliche Projekte haben wir für Sie zusammengestellt.

Beijing Capital International Airport, Terminal 3

In China plant man gern groß. Erst recht, wenn die Olympischen Spiele vor der Tür stehen, die im August stattfinden sollen. Generalstabsmäßig hat die kommunistisch-kapitalistische Führung Peking auf das Ereignis vorbereitet, hat Straßen, Hotels und Stadien hochziehen lassen und einen der gigantischsten Flughäfen weltweit. Plangemäß wurde Terminal 3 des Beijing Capital International Airport Ende Februar eröffnet.

Nicht ganz nach Plan läuft derzeit allerdings die weltpolitische Lage, jedenfalls aus Sicht der chinesischen Führung. Die gewaltsame Niederschlagung des tibetischen Protestes durch die Chinesen und der drohende Olympia-Boykott durch westliche Staaten haben schon jetzt dafür gesorgt, dass der olympische Glanz nicht mit der geplanten Strahlkraft auf das Reich der Mitte fallen wird.

Zentraler Teil dieses Plans war und ist Pekings neues Flughafen-Terminal 3, wichtigstes Aushängeschild Chinas für das internationale Publikum. Und tatsächlich: Terminal 3 mit einer Fläche von 170 Fußballfeldern ist absolut beeindruckend. Nicht nur wegen der schieren Größe, auch wegen des ganzheitlichen Konzepts, der modernen Architektur und der edlen Materialien. Mehr als 300 Schalter stehen den Passagieren zur Verfügung, außerdem 64 Restaurants, 90 Geschäfte und ein Gepäcktransportsystem, das 20 000 Koffer und Taschen in der Stunde befördern kann. Das Terminal ist so konzipiert, dass hier auch der Airbus A380 andocken kann, das weltgrößte Passagierflugzeug.

Ausgedacht hat sich den Pekinger Großflughafen kein Geringerer als Sir Norman Foster, jener britische Star-Architekt, der in Berlin den Reichstag umgebaut hat. 64 Millionen Passagiere werden im Jahr erwartet, 24 Fluglinien, darunter Lufthansa, Singapore Airlines und Emirates, sind bereits in das neue Terminal eingezogen. Die U-Bahn-Verbindung ins Stadtzentrum soll vor den Spielen fertig werden.

Flughafen Berlin Brandenburg International

Im Konzert der Mega-Flughäfen spielen sogar die Deutschen mit, wenn auch nicht die erste Geige. Im Vergleich zu Peking oder Dubai nimmt sich Berlin Brandenburg International (BBI) zwar einigermaßen bescheiden aus. Trotzdem ist der Großflughafen, der derzeit auf dem Gelände des alten DDR-Zentralflughafens Berlin-Schönefeld entsteht, bemerkenswert.

Zum Beispiel wegen des Bündelungskonzepts - hier werden deutsche und europäische und Interkontinentalstrecken im zentralen Terminal konzentriert. Die Flugzeuge docken am Hauptgebäude und an zwei Pierstangen an. Auch BBI wird so gebaut, dass hier der A380 starten und landen kann. Vorgesehen sind vier Check-in-Inseln mit 80 Schaltern, 40 Sicherheitskontrollen, eine Gepäckausgabehalle mit acht Gepäck-Rundläufen sowie Geschäfte und Restaurants. Ähnlich wie "T5" in London-Heathrow wird auch der Berliner Großflughafen an das Schienennetz angebunden sein: Geplant ist ein Bahnhof unter dem Terminal mit Verbindungen ins Stadtzentrum und ins Umland.

Die Flughafeneröffnung steht für 2011 im Kalender. Dann sollen jährlich 22 bis 25 Millionen Passagiere starten oder landen, Tegel und Tempelhof sollen im Gegenzug geschlossen werden. Je nach Passagierentwicklung kann BBI für bis zu 40 Millionen Passagiere ausgebaut werden.

Dubai World Central Al Maktoum International Airport

Das höchste Gebäude der Welt, das teuerste Hotel - Dubai ist süchtig nach Superlativen. Jetzt will das Emirat am Persischen Golf den größten internationalen Flughafen errichten. Sein Name steht schon fest: World Central Al Maktoum International Airport. World Central umfasst auch spezielle Bereiche, von Logistik (Dubai Logistics City) bis hin zu Wohnanlagen (Residential City für bis zu 25 000 Bewohner). Die Fertigstellung der 140-Quadratkilometer-Anlage ist für 2050 geplant.

Herzstück ist der Al Maktoum International Airport, zehnmal so groß wie der derzeitige Dubai International Airport. Dazu sechs Landebahnen und sechs Terminals. Wegen der günstigen geografischen Lage können die neuesten Langstreckenmaschinen von Dubai aus so ziemlich alle Flughäfen der Welt nonstop erreichen. Im Hauptgebäude soll eine Vielzahl an Geschäften den Passagieren das besondere Einkaufserlebnis bescheren. 2009 werden die ersten Flugzeuge auf dem Airport landen, er wird eine Kapazität von bis zu 130 Millionen Passagieren pro Jahr haben.

Parallel baut Dubai seinen Stadtflughafen weiter aus. Im Mai 2008 soll das unterirdische Terminal mit dem 900 Meter langen überirdischen "Concourse 2" eröffnet werden, 2010 wird der dritte Abfertigungskomplex, der 800 Meter lange "Concourse 3", den Betrieb aufnehmen. Dann soll der Stadtflughafen eine Kapazität von 70 Millionen Passagieren erreichen. Ein Teil des neuen Terminals ist für das Großflugzeug A380 von Emirates vorgesehen. Die Fluggesellschaft hat mit 55 Stück so viele Riesenflieger geordert wie keine andere Luftlinie. Wie gesagt: In Dubai ist man süchtig nach Superlativen.

Spaceport America, New Mexico

Auch wenn es sich hierbei um keinen regulären Flughafen handelt: Der Spaceport America ist spektakulär und deshalb erwähnenswert. Von hier fliegt man nicht zu einem anderen Flughafen auf Mutter Erde, sondern mit dem Raumschiff ins All. Der Spaceport im US-Bundesstaat New Mexico ist der weltweit erste kommerzielle Flughafen für Raumschiffe. Entworfen wurde er von Sir Norman Foster. In diesem Jahr soll die Basis für die Weltraumflüge entstehen. Im Terminal befinden sich unter anderem eine Abfluglounge, Umkleidekabinen, eine Kantine und eine Kontrollstation.

Auftraggeber ist der Brite Richard Branson, Milliardär und Abenteurer, der in den Weltraumtourismus einsteigen will. Seine Orbit-Fluggesellschaft heißt Virgin Galactic, Ende 2009/Anfang 2010 sollen die ersten Freizeit-Astronauten in 110 Kilometer Höhe abheben. Derzeit beträgt der Preis für den insgesamt zweistündigen Flug ins All rund 130 000 Euro. Buchbar ist der Raumflug in Deutschland bei Designreisen in München (www.designreisen.de). Bisher haben schon mehr als 200 Passagiere ihren Flug reserviert.

Flughafen London-Heathrow, Terminal 5

London-Heathrow hat unter den Großflughäfen der Welt einen miserablen Ruf. Zu Recht: Viele Maschinen landen verspätet auf Europas größtem Drehkreuz, der Flughafen ist ein Labyrinth aus dunklen Gängen, langes Schlangestehen ist an der Tagesordnung, das Servicepersonal ist schlecht gelaunt, beim Umsteigen gehen immer wieder Gepäckstücke verloren, die nie wieder auftauchen. Damit soll Schluss sein, jedenfalls für Passagiere von British-Airways (BA): Nahezu alle BA-Flüge sollen bis Ende April im nagelneuen Terminal 5 abgefertigt werden.

Soweit die Theorie. In der Praxis will British Airways 60 Starts und Landungen von Fernflügen mindestens bis Juni weiterhin über den alten Terminal 4 abgewickeln. Vor allem wegen erheblicher Probleme mit der automatisierten Gepäckabfertigung hatte British Airways zuletzt hunderte Flüge streichen müssen, wovon tausende Passagiere betroffen waren. Bis zu 30 000 Gepäckstücke blieben in Terminal 5 liegen.

Von diesen Anfangsproblemen abgesehen, ist "T5" heller, schöner, komfortabler als alle anderen Flughäfen Britanniens. Sogar die Queen, die den futuristischen Neubau am 14. März einweihte, ist begeistert. In der Tat kann sich das 369 Meter lange, 176 Meter breite und 50 Meter hohe Terminal, auf dessen fünf Etagen 50 Fußballfelder Platz finden, sehen lassen: Aus dem deckenhoch verglasten Gebäude haben die Passagiere eine perfekte Sicht auf die Start-und-Lande-Bahn, wenn das Wetter es erlaubt sogar auf Windsor Castle und das neue Wembley-Stadion. Die Wege sind kurz, das Design ist elegant, die Orientierung fällt leicht.

Den Fluggästen stehen 96 Check-in-Automaten, 140 Kundenschalter, sechs British-Airways-Lounges und mehr als 100 Geschäfte zur Verfügung. Die Anbindung an Londons City ist ebenfalls gut: Unter dem Hauptgebäude befindet sich ein Bahnhof mit sechs Bahnsteigen für den Heathrow Express und die U-Bahn (Piccadilly Line); die Fernzugverbindung ist noch nicht fertiggestellt.

Für das Gepäck hat Flughafenbetreiber British Airports Authority (BAA) eine der modernsten Anlagen weltweit mit insgesamt 18 Kilometer langen Transportbändern installieren lassen, die bis zu 12 000 Stücke in der Stunde transportieren sollen. Die BAA rechnet mit einem baldigen Ende des Gepäckproblems - und bis zu 30 Millionen Fluggästen pro Jahr.