Alles begann in Australien mit der Bemerkung eines Mitreisenden: In Victoria könne man in einem Troll übernachten, durch seinen Schlund gelange man in eine unterirdische Tropfsteinhöhle mit Terrassen und Betten.

Alles begann in Australien mit der Bemerkung eines Mitreisenden: In Victoria könne man in einem Troll übernachten, durch seinen Schlund gelange man in eine unterirdische Tropfsteinhöhle mit Terrassen und Betten. Einfach crazy! Und schon hatte es mich gepackt, das musste ich sehen. Ob es womöglich noch mehr solche fantasievollen Unterkünfte gab? - Die Idee für dieses Kompendium war geboren, für ein schillerndes Kaleidoskop der verrücktesten Hotels der Welt.

Um das besondere Schlaferlebnis zu ergänzen, habe ich mich vor Ort auch nach den spannendsten und ungewöhnlichsten Aktivitäten umgesehen. Ausgewählt habe ich möglichst intensive, sinnliche Begegnungen mit Kultur, Geschichte, Wissenschaft, vor allem aber mit der Natur. Einmal Delfinen, Wölfen, Elefanten in freier Wildbahn nahe zu sein, still zu werden bei dem Himmelsspektakel einer Aurora Borealis oder staunend durch die surreal anmutende Felslandschaft Kappadokiens zu wandern - all dies sind besondere, eindrucksvolle Erlebnisse, die man nie wieder vergisst.

Meine kühnsten Erwartungen wurden jedes Mal übertroffen. In jedem einzelnen Fall habe ich vor Ort weitaus mehr vorgefunden, als ich zu hoffen gewagt hatte: mehr liebevolle Details, mehr berührende Geschichten, mehr bleibende Eindrücke. Was mich am meisten überrascht hat, waren die oftmals exzentrischen, sprühenden Charaktere, die charismatischen Besitzer und Schöpfer dieser fantasievollen Behausungen. Bewundernswerte, mutige Menschen sind es, voller Idealismus und Elan, die es allen Schwierigkeiten zum Trotz geschafft haben, ihre Träume in die Tat umzusetzen. Hut ab! - oder vielmehr Hut auf, und dann nichts wie hin in die verrücktesten Hotels der Welt.

Vier der Hotels, die mich besonders fasziniert haben, habe ich für Sie zusammengestellt.

Ihre Bettina Kowalewski

Malediven: Glasbodenvilla auf dem Ari-Atoll

"Villa" ist hier eine durchaus passende Bezeichnung: Rund 200 Quadratmeter bieten alles, was das Herz begehrt - und noch viel mehr. Glastüren und enorme Fensterfronten vor dem leuchtend blauen Meer, alles wirkt offen und luftig-leicht. Gleich beim Eintreten schimmert uns der riesige Glasboden entgegen. Dies dürfte der größte seiner Art überhaupt sein. Darauf scheinen die Sessel auf dem Wasser zu schweben. Und unten tummeln sich die Fische. Wir sind versucht, gleich die Sessel zu entfernen und uns zur großen Unterwasser-Show auf die zehn Quadratmeter große Fläche zu begeben, ganz ohne nass zu werden. Doch wir haben gar keine Zeit, uns den langnasigen Trompetenfischen gebührend zu widmen, denn schon entdecken wir in der Villa ein Highlight nach dem andern.

Alles ist vom Feinsten. Hightech von Bose. Badeartikel von Bulgari. Offene Edel-Dusche, natürlich in Marmor. Daneben ein riesiger Jacuzzi mit allerlei Knöpfen und Touchpads. Draußen ein weiterer Jacuzzi auf der Terrasse. Eine das Haus umlaufende großzügige Veranda. Ein rundes Bett, das sich auf Knopfdruck mit dem Sonnenuntergang dreht. Ein Fernrohr.

Tja, bei so viel spektakulärem "Verwöhnluxus" ist die Entspannung eine anstrengende Sache. Soll ich nun ein bisschen auf dem Glasboden die Fische beobachten oder damit lieber bis zum Abend warten, wenn die Show dort unten erst richtig losgeht ... Dann eben erst mal ein Bad nehmen, drinnen in dem edlen Jacuzzi? Oder vielleicht doch lieber draußen auf dem Sonnendeck? Nun ja, ich weiß, welchen ich wähle, nämlich den größten: das traumhaft türkis leuchtende Meer.

"Conrad Maldives Rangali Island", Ari-Atoll, Tel.: 00960/668 06 29, www.conradhotels.com

Australien: Wohnen im Troll

Ein steinerner Troll blickt mich an. Seine Augen leuchten in der Dämmerung. Der große Schlund scheint geduldig auf Besucher zu warten, bereit, jeden Neuankömmling willig zu verschlucken. Ein durch künstliche Fackeln schummrig beleuchteter Gang empfängt uns hier wie in einem Verlies und führt hinab. Unten weitet er sich plötzlich in eine unerwartet geräumige Höhle. Gemütlich ist es hier, farbige Lichter spielen auf den Wänden und auf den Stalagmiten und Stalaktiten, die den Raum teilen, leise plätschert irgendwo Wasser, wie in einer richtigen Tropfsteinhöhle.

Nur dass diese hier eine moderne Küche mit Mikrowelle hat, eine Ess- und eine Sofaecke, einen Kamin und ... eine große Terrasse. Daher ist es hier auch so hell. Und eine sehr schöne ist es noch dazu, komplett mit Gartenmöbeln, Grill und einem idyllischen Blick. Vor uns liegen ein See, das imposante "Rezeptionsschlösschen" mit Türmchen und Drachenfiguren auf dem Dach und die sanfte Bergkette in der Ferne. Ein wunderbarer Platz für laue Sommerabende.

Nebenan liegt das erste Schlafzimmer, rund ist es, wie eine kleine "Nebenhöhle", ebenfalls mit Terrasse ausgestattet. Das Doppelbett voller weicher Plüschkissen liegt versteckt in einer weiteren Höhle in der Höhle. Ich schaue hinaus aus der "Betthöhle" und blicke in den "Sternenhimmel" von kleinen Lichtern an der Decke - hier sind Mikro- und Makrokosmos vereint.

"MiraMira, The Cave House", Neerim South, Victoria, Australien, Tel.: 0061/3/56 26 72 00, www.miramira.com.au



Den Haag, Holland: Schwimmendes Ufo

Nach gewagtem Schritt auf das schwimmende Rund eröffnet sich durch eine schwer zu hebende Einstiegsluke das Innere der Kapsel. Ich kann sie förmlich sehen, die ölverschmierten Männer, wie sie sich dicht an dicht in die Kapsel drängten. Das Hotel ist eine umfunktionierte ehemalige Hochseerettungskapsel, die noch bis zum Jahr 2000 im Ölfeld Ekofisk vor Norwegen lag und im Notfall 28 Männern der Bohrinsel Platz bot. Nun ja, in diesem Fall war sie sicher alles andere als ein gemütliches Hotel. Die Kapsel mit ihren 4,25 Meter Durchmesser ist selbst für eine Einzelperson oder ein Paar nicht wirklich geräumig.

Innen hat Inhaber Denis Oudendijk so wenig wie möglich verändert, selbst die originalen Instruktionen für Rettungssignale oder die Seemannsknotenanleitung auf Englisch und Holländisch kleben noch an der Kuppelwand. In eigens dafür vorgesehene Löcher stellt man die extrastabilen Plastiktrinkbecher, extraschwere Fensterluken halten auch rauer See stand. Ein weiteres, großes Loch entpuppt sich als die frühere, noch einfachere Version der heute bereitstehenden chemischen Toilette. Heute hat Denis es umfunktioniert als "Minibibliothek", das heißt es beherbergt einige Stadtführer von Den Haag. Die runde Sitzbank, die die gesamte Kapsel konzentrisch umläuft, ist zum Teil aufklappbar und bietet Stauraum. Was damals für Rettungsdecken gedacht war, ist heute zur Gästegarderobe umfunktioniert. Statt eines Badezimmers gibt es im Ufo Wasser im Kanister für die nötigste Wäsche oder für Tee und Kaffee.

Ein Fischernetz mit einem dicken Schaffell ist das Bett - es ist erstaunlich stabil und wesentlich fester als eine Hängematte, bietet Platz für zwei Personen (die sich mögen). Ein roter Sitzball fungiert als "Stuhl". Klar, die Kapsel ist nicht sonderlich bequem, nicht hochglanzpoliert und piekfein, dafür aber authentisch, verspielt und inspirierend.

"Capsulehotel", in der Gracht des Stadtteils Laakhaven von Den Haag, Niederlande, Tel.: 0031/6417/655 60, www.capsulehotel.info

Südafrika: Ein Bett im Baum

Einige Stunden vor der Dämmerung bringt mich der Hoteljeep hinaus. Nach fünfzehn Minuten rumpeliger Fahrt leuchtet es plötzlich fantastisch hervor wie eine helle Zuflucht aus dem Grün des Buschs: Da ist es, mein Bett für die Nacht, hoch oben im Geäst eines kahlen Ahnenbaums. Über eine Treppe gelangen wir auf die hölzerne Plattform in dem über 500 Jahre alten Baum. Mein Zimmer im Freien besteht hauptsächlich aus einem riesigen Himmelbett mit Moskitonetz, einer Essecke im Safaristil, einem "Busch-Kosmetiktischchen" sowie einem Herrendiener mit Morgenmantel und Regenschirm.

Der Boy Rupert deckt den Tisch mit erlesenem Porzellan, Silberbesteck und sogar eisgekühltem Champagner. Das Dinner aus einer großen Safaritasche entpuppt sich als ein aufwendig dekoriertes Gourmet-Festmahl mit sechs köstlichen Gängen. Er zeigt mir noch, wie man die Petroleumlampen anzündet und das Funkgerät benutzt - falls es regnet, wird man mich holen kommen -, dann reicht er mir ein Fernglas. Das ist sehr nützlich hier oben, denn man hat einen fabelhaften Überblick über das umliegende Buschland und alles, was darauf kreucht und fleucht. Und wenn man Glück hat, kommt sogar ein großes Tier vorbei. Hmmh, und die bleiben dann unten? Was ist mit denen, die klettern können? Hier heraufzukommen wäre ganz gegen ihre Natur, lautet die lapidare Antwort. Als die Dämmerung sich über die Ebene senkt, liege ich im Bett, und ich weiß, dass die Tiere nah sind.

Bett im Baum des "Lion Sands Hotels", Sabi Sand Wildreservat, Südafrika, Tel.: 0027/11/484 99 11, www.lionsands.com