Sie kommen, um zu spielen. Sehenswürdigkeiten hin oder her, in Macau wird vor allem gezockt.
Sie kommen, um zu spielen. Sehenswürdigkeiten hin oder her, in Macau wird vor allem gezockt. Trotz der einmaligen portugiesisch-chinesischen Altstadt. Die eigentlichen Stars sind die Kasinos. 24 Stunden sind die Spielbanken täglich in Betrieb: das mächtige "Sands" als weltweit größtes Kasino, das altmodische "Grand Lisboa Casino" und die anderen 27 Kasinos der ehemaligen portugiesischen Kolonie.
Am 1. Januar 1962 wurde die erste Konzession zum Glücksspiel durch die Portugiesen vergeben. Seitdem rollt die Kugel, werden Karten gelegt, fallen die Würfel. Bis zur Liberalisierung des Glücksspiels 2002 gab es nur elf Spielbanken. Die Zahl der Spieltische ist seither auf das 13-Fache gewachsen, 4375 gibt es heute, und dazu 13 300 Slot-Machines. Das ist sechzehnmal so viel wie 2002. Die Einnahmen lagen 2007 bei rund 10,4 Milliarden US-Dollar, ein Plus von 257 Prozent gegenüber 2002. Damit hat Macau das Vorbild Las Vegas weit überholt. Die Glücksspielmetropole in der Wüste Nevadas hatte im letzten Jahr Spieleinnahmen von knapp 8,4 Milliarden US-Dollar zu verzeichnen. Auch bei den Besucherzahlen legte die ehemalige Kolonie zu: Mehr als 27 Millionen Gäste kamen 2007, davon 26 338 aus Deutschland. Hier hat Las Vegas mit 39,2 Millionen aber noch die Nase vorn.
Macau pulsiert, ackert und rackert, um die Spitzenstellung zu halten und auszubauen. Die ehemalige portugiesische Enklave hat auch nach Rückführung ins Reich der Mitte im Dezember 1999 einen Sonderstatus behalten. Man reist in Hongkong, vom mit Europa verbundenen Flughafen kommend, offiziell aus China aus und in Macau wieder ein. Dazwischen liegt eine Stunde Fahrt mit der Express-Fähre durch chinesische Gewässer. Ein Geldumtausch ist für Reisende aus Hongkong nicht notwendig: Der Hongkong-Dollar gilt auch in Macau.
Wer das nötige Kleingeld übrig hat, übernachtet in einem der vielen Fünfsternehotels. Eines der beliebtesten ist das Ende August 2007 eröffnete "The Venetian", eine stark vergrößerte Kopie des gleichnamigen Resorts in Las Vegas, im venezianischen Stil gehalten, mit 870 Spieltischen, 3000 Suiten und 30 Spitzenrestaurants. Im Dezember folgte das "MGM Grand Macau" mit 597 Zimmern und 345 Spieltischen.
Die Skyline der Stadt verändert sich im Monatsrhythmus - vor allem mit amerikanischem Geld und Know-how. Was derzeit am Cotai-Strip, etwa 15 Minuten vor der Altstadt, zwischen den vorgelagerten Inseln Coloane und Taipa passiert, soll das alte Kasino-Viertel deutlich in den Schatten stellen. Er soll in nicht allzu ferner Zukunft rund 30 000 Zimmer haben inklusive der "City of Dreams" mit einem Unterwasserkasino, dem "Galaxy World Resort" und der "Macau Studio City". Auf fünf Quadratkilometern probt China hier den Aufstieg, auch wenn das ganze Projekt zunächst weniger international als vielmehr national angelegt ist, was die Gäste anbelangt: Die spielsüchtigen Chinesen sollen mit Macaus Hilfe im eigenen Land gehalten werden, was natürlich auch für die Gewinne in den Kasinos gilt.
Neben all dem neuen Glitzer gibt es auch das andere, das alte Macau: Als portugiesische Kolonie wurde die Stadt im 16. Jahrhundert der wichtigste Knotenpunkt für den Handel zwischen China, Japan, Indien und Europa. Seit 2005 ist die Altstadt im Kolonialstil Unesco-Welterbe.
Entdecken lässt sie sich am besten zu Fuß; die wichtigsten Sehenswürdigkeiten liegen nicht weit auseinander: etwa die Ruine der St.-Pauls-Kathedrale, der Senatsplatz, der A-Ma-Tempel, die Kirche St. Dominik oder der Lou-Lim-Ieoc-Garten, wo man den Einheimischen beim Tai-Chi zuschauen kann.
Abwechslungsreich wie Macaus Geschichte ist auch seine Küche: Wem nach Bacalhau (Stockfisch) und Caldo Verde (grüne Gemüsesuppe) ist, der findet gute portugiesische Restaurants. Ein Kontrast dazu sind die chinesischen Dim-Sum-Restaurants. Dort werden nur kleine Delikatessen in runden Bambuskörbchen serviert.
Zu den beliebtesten Speisen der macanesischen Küche gehört bis heute afrikanisches Hähnchen - ein Überbleibsel aus der Kolonialzeit, als Portugal noch viele afrikanische Besitzungen hatte. Zum Nachtisch empfiehlt sich wiederum etwas Portugiesisches: Jagra de ovos. Die süßen Eiertörtchen machen glücklich, sagt man in Macau, und Glück kann man am Roulettetisch durchaus gebrauchen.
Mitarbeit: Rita Schulze