Medizin

Charité-Ärzte auf heikler Mission in der Ukraine

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Team behandelt Julia Timoschenko weiter - gegen den Widerstand des Regimes

- Charité-Ärzte setzen in der kommenden Woche in der Ukraine die Behandlung der inhaftierten, ehemaligen Regierungschefin und Oppositionsführerin Julia Timoschenko fort. Er fliege am Montag zusammen mit seinen Kollegen - dem Neurologen Lutz Harms und der Reha-Spezialistin Anett Reißhauer - in die Ukraine, sagte Charité-Chef Karl Max Einhäupl am Freitag. "Wir wollen uns vor Ort zusammen mit unseren ukrainischen Kollegen gemeinsam ein Bild vom Gesundheitszustand von Frau Timoschenko machen", sagte Einhäupl.

Die Mission ist politisch heikel, zumal es in der Ukraine Widerstände gegen die Behandlung Timoschenkos durch deutsche Ärzte gibt. Jüngst hatten sich ukrainische Mediziner in einem offenen Brief an den Bundestag beschwert. Hintergrund ist, dass die Vorwürfe der ukrainischen Justiz gegen Timoschenko als politisch motiviert gelten, die EU und zahlreiche westliche Staaten haben gegen die Inhaftierung der früheren Ministerpräsidentin protestiert. Der Einsatz der Charité-Ärzte wurde kurz vor der Austragung der Fußball-Europameisterschaft durch diplomatischen Druck erzwungen.

Einhäupl nannte die Kritik ukrainischer Ärzte, die Mediziner der Charité hätten die Behandlung Timoschenkos bewusst verschleppt, "absurd". Er habe eine vierseitige Stellungnahme zu den Vorwürfen verfasst, die am Montag den ukrainischen Behörden übergeben werden, kündigte Einhäupl an. Details nannte er nicht. Einhäupl will bereits am Montagabend nach Berlin zurückkehren.

Alle drei Ärzte haben die an einem schweren Bandscheibenvorfall leidende Timoschenko seit Mitte Februar behandelt. In den vergangenen zwei Wochen war kein Charité-Arzt bei der 51-Jährigen, weil sie sich zusätzlich eine schwere Haut-Allergie zugezogen hatte. In der Zeit sei keine Behandlung möglich gewesen, sagte Einhäupl. "Jetzt wollen wir uns alle gemeinsam ein Urteil bilden, wie die Behandlung am besten fortzusetzen ist", sagte Einhäupl. Dass die Behandlung jemals von der Charité beendet worden sei, wie ukrainische Medien behaupteten, stimme nicht. Die Bundesregierung hatte die Behandlung vermittelt. Bezahlt wird sie von der Familie Timoschenkos.

In dem offenen Brief an den Bundestag hatten ukrainische Ärzte der Charité eine "ergebnislose oder schlechte" sowie unnötig lange Therapie vorgeworfen. Dies erwecke den Anschein, als ob die Oppositionsführerin oder die deutsche Seite politische Motive hätten. Die 51-Jährige war wegen Amtsmissbrauchs zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Mit der umstrittenen Inhaftierung Timoschenkos wird sich vom 28. August an der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte befassen. Ein Urteil soll erst nach einer mündlichen Verhandlung verkündet werden.

( dpa/ri )