Protest gegen Bahnprojekt

Sonderzug aus Stuttgart

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Manuel Bewarder

Mit dem Sonderzug 216 erreichte der Protest gegen das umstrittene Bahnprojekt Stuttgart 21 gestern Morgen um kurz nach halb acht die Hauptstadt. Viele der 600 im Zug streckten bei der Einfahrt ihren Kopf raus, trillerten laut. Am Zug pappen Aufkleber gegen das Bahnvorhaben.

Die Demonstranten wollten zeigen: Stuttgart 21 ist überall, weil die Bürger nicht wollen, dass über ihre Köpfe hinweg regiert wird. Es geht den Protestlern um nicht viel mehr, als ernst genommen zu werden. An diesem Dienstag wollten sie unter anderem zusammen mit den Berlinern vor der Zentrale der Deutschen Bahn demonstrieren. Empfangen wurden die Demonstranten auch von den Linkspartei-Chefs Gesine Lötzsch und Klaus Ernst, deren Partei ein Frühstück vor dem Hauptbahnhof organisiert hatte.

Die Diskussion über Stuttgart 21 schwelt seit Jahren. In den vergangenen Wochen wuchs der Protest zur Massenbewegung, nachdem die angepeilten Kosten für das Projekt mittlerweile 4,1 Milliarden Euro betragen sollen und es im Stuttgarter Schlosspark bei Protesten viele Verletzte gab.

Über die ganze Stadt verteilten sich die Protestler aus der Hauptstadt Baden-Württembergs und ihre etwa 50 Sympathisanten. In der Berliner Schaubühne probte Regisseur Volker Lösch mit einem Bürgerchor einen Auftritt am Abend. Auf Schiffen schwenkten andere ihre Fahnen, während sie auf der Spree durch das Regierungsviertel fuhren. Eine Delegation mit Valentin Funk von den Stuttgarter Parkschützern drückte dem Presseattaché der Schweizer Botschaft einen Brief in die Hand: ein Lob der Bürgerbeteiligung im Nachbarland im Süden.

Hunderte aber zogen durch die Stadt vor das Brandenburger Tor. Dort erhielten sie weitere Unterstützung von Politikern. Grünen-Chef Cem Özdemir, der seine politische Heimat in der Nähe von Stuttgart hat, freute sich: "Schwäbisch hört man ja nicht jeden Tag in Berlin." Und er forderte, das Projekt zu stoppen.

Am Abend trafen sich die Stuttgarter mit Berlinern Unterstützern am Potsdamer Platz, um mit Musik und Theater ihren Protest auszudrücken. Zudem wollten sie einen sogenannten Schwabenstreich veranstalten: eine Minute lang möglichst viel Lärm machen und damit gegen das Verkehrsprojekt protestieren.