- Ein Opel-Händler in Wuppertal hatte 35 Besucher in seinen Schauräumen, die sich für einen Neuwagen interessierten. "Endlich ist in den Autohäusern wieder etwas los", sagt Helmut Blümer, Sprecher des Zentralverbandes Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) in Bonn. Und bei der Hotline des zuständigen Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) in Eschborn bei Frankfurt/Main haben sich seit Montag 270 000 Anrufer gemeldet.
Mitte Januar hatte die Bundesregierung eine Abwrackprämie auf den Weg gebracht. Danach erhält jeder, der sein mindestens neun Jahre altes Auto verschrotten lässt und einen Neu- oder Jahreswagen erwirbt, eine Prämie von 2500 Euro. Das neue Auto muss die Abgasnorm Euro 4 oder Euro 5 erfüllen und bis zum 31. Dezember 2009 zugelassen werden. Laut Entwurf der "Richtlinie zur Förderung des Absatzes von Personenkraftwagen", auf den sich die Ministerien für Finanzen, Verkehr und Wirtschaft offenbar bereits geeinigt haben, gibt es die Prämie auch bei Leasing eines Neu- oder Jahreswagens.
Die Bundesregierung will die für die Auszahlung notwendige Förderrichtlinie und das dazugehörende Formular für die Beantragung der Abwrackprämie am 27. Januar im Kabinett beschließen. Von diesem Tag an können dann beim BAFA ( www.bafa.de , Hotline 06196 - 908 470) Förderrichtlinie und Antragsformulare angefordert und die Anträge gestellt werden. Das BAFA will die Anträge auf Auszahlung der Abwrackprämie nach der Reihenfolge des Auftragseingangs bearbeiten. Allerdings müssen die Unterlagen vollständig sein, vor allem die Bescheinigung über die Verschrottung des Autos muss vorliegen. Der Neuwagenkäufer kann auch den Händler mit der Verschrottung beauftragen. Für die Prämie stehen 1,5 Milliarden Euro zur Verfügung - genug für 600 000 Abwrackprämien.
Die Abwrackprämie wird nach Ansicht von Experten zu einem Anstieg der Neuwagenkäufe in Deutschland führen. "Die Abwrackprämie wird die Pkw-Verkäufe deutlich ankurbeln - vor allem im Kleinwagensegment", prognostiziert Peter Fuß, Partner bei der Wirtschaftsberatungs- und Prüfungsgesellschaft Ernst & Young. Nach einer Umfrage des Unternehmens unter 1040 Verbrauchern plant jeder neunte Verbraucher, in diesem Jahr ein neues Auto zu kaufen. Bei jedem Dritten geht der geplante Kauf auf die Einführung der Abwrackprämie zurück.
Von den Neuwagenkäufern wollen sich der Umfrage zufolge 63 Prozent für das Auto eines deutschen Herstellers entscheiden. Auch bei denjenigen, die sich durch die Abwrackprämie zum Kauf eines neuen Fahrzeugs entschieden haben, wollen sich 56 Prozent für ein heimisches Fabrikat entscheiden. 57 Prozent der Befragten wollen einen Kleinwagen kaufen und höchstens 15 000 Euro ausgeben. "Profitieren werden vor allem deutsche Hersteller, und zwar die, die in diesem Segment attraktive Angebote machen können", so Fuß. Insgesamt liegt der Anteil der geplanten Kleinwagenkäufe bei 38 Prozent.
Die Details der ebenfalls als Konjunkturmaßnahme geplanten Umstellung der Kfz-Steuer auf CO2-Werte sind dagegen nach wie vor umstritten. Das Finanzministerium erarbeitete einen Kompromissvorschlag, der aber dazu führen würde, dass für einige sehr große und klimaschädliche Autos künftig weniger Steuer fällig würde als heute. Umweltminister Gabriel kündigte an, eine derartige Reform zu verhindern. Es müsse mit der Union verhandelt werden, um ein besseres Ergebnis zu erzielen. Das Finanzministerium geht dennoch davon aus, dass die Pläne nächste Woche ins Kabinett gehen.