Berliner Urologe ist Widersacher von Ulla Schmidt

Kurt Kieselbach

Berlin - Die Lobby der Ärzteschaft gilt in Deutschland als besonders einflussreich. Dafür sorgt das Arbeitsfeld der Mediziner, das das «höchste Gut» der Menschen umfasst - die Gesundheit. Damit können Ärzte täglich Einfluss auf die Stimmung von Millionen von Patienten nehmen. Und wenn Worte und Wartezimmerplakate nicht überzeugen, greift man schon mal nach Leistungseinschränkungen. Das geht ganz sicher an den Lebensnerv Hilfe suchender Bürger.

Im aktuellen Streit stehen die niedergelassenen Vertragsärzte, auch Kassenärzte genannt, im Blickfeld der Gesundheitsministerin Ulla Schmidt. An der Spitze der 115 445 Kassenärzte steht Manfred Richter-Reichhelm. Seit knapp drei Jahren ist der 60-jährige Berliner Urologe ehrenamtlicher, gleichwohl mit Aufwandsentschädigung ausgestatteter Vorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung. Und im aktuellen Streit Widersacher von Ulla Schmidt. Gleich nach seiner Wahl kündigte er eine härtere Gangart gegen die Sparpolitik an und drohte Rot-Grün mit «Kampfmaßnahmen».

In persönlichen Gesprächen tritt Richter-Reichhelm eher leise auf. Doch der Eindruck verfliegt rasch, wenn die kassenärztlichen Begehrlichkeiten nicht genügend Gehör finden oder es gar, wie jetzt mit der Nullrunde, an die Interessen der Ärzte zu gehen droht. Spätestens dann versprüht Richter-Reichhelm ein Feuerwerk an beißendem Vokabular in Richtung Politik und Krankenkassen. Dabei versäumt es der Ärztesprecher zu keinem Zeitpunkt, sich als Anwalt der Versicherten und Patienten darzustellen. Nicht jedermann erkennt dabei, dass es den Ärzten immer auch um ihre eigenen Interessen geht.

Doch der begeisterte Hobbykoch, der mit einer Dänin verheiratet ist und drei erwachsene Kinder hat, weiß: Es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Deshalb hält er sich immer ein Türchen für einen Kompromiss auf. So wird es auch diesmal sein.