Leserbriefe

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Alles wird beschönigt

Zum Thema: «Flugmeilenaffäre» veröffentlichen wir fünf Lesermeinungen.

Bei fast allen politischen Affären - im besonderen bei der jetzigen - sind die Politiker anscheinend der Meinung, dass sie nichts Unrechtes getan haben, wenn wieder einmal etwas von den Medien aufgedeckt wurde. Sie vergessen dabei aber immer wieder, dass sie von unseren Steuerngeldern bezahlt werden, und das nicht schlecht. Wenn Herr Thierse dann noch von sich gibt, dass Politiker im «Stress» auch mal Fehler begehen und dass man «an Politiker nicht ganz andere Maßstäbe anlegen sollte als an sich selbst», dann bin ich der Meinung, dass jeder Politiker, der so etwas von sich gibt, kein Politiker werden sollte. Was soll die Argumentation, dass man «freiwillig» Regeln vereinbart hat? Es sind wie in der Wirtschaft Vereinbarungen getroffen worden, die auch von allen eingehalten werden müssen! Wenn in der Wirtschaft gegen bestehende Regeln verstoßen wird, erhält man zumindest eine Abmahnung und in schwereren Fällen eine fristlose Kündigung. Was geschieht aber in der Politik? Es wird alles beschönigt.

Klaus Fischer, Berlin-Frohnau

Der «grüne Heuchler»

Ausgerechnet der Herr Schlauch, dem die Ökosteuern nicht hoch genug sein konnte und der schon immer für die Einführung einer Flugbenzinsteuer streitet, gurkt per 1. Klasse zum Osterurlaub nach Thailand! Kostenpunkt: 7000 Euro! Das Ganze auf Kosten der Steuerzahler! Nun wissen wir, wozu wir die Ökosteuer zahlen!

Andreas Schneiderheinze, Berlin-Mariendorf

Verwahrloste Sitten

Was ist bloß mit unserer heutigen Gesellschaft los? Mögliche Steuervergehen und Verstöße gegen das Strafgesetzbuch werden als Peanuts abgetan. Mit einer solchen Einstellung wird insbesondere der Jugend beispielhaft aufgezeigt, wie man ohne Scham schnell an das große Geld kommt, ohne für seine Untaten in Verantwortung genommen zu werden. Unsere Sitten sind scheinbar schon so verwahrlost, dass man jetzt noch diejenigen beschimpft und bedroht, die diesen Riesenskandal an die Öffentlichkeit gebracht haben. Wirklich eine verrottete Gesellschaft, deren Politiker wie Wowereit und Momper, aber auch Schröder scheinbar nicht mehr wissen, dass sie geschworen haben, Schaden von der Gesellschaft abzuwenden.

Egon Franke, Berlin-Wilmersdorf

Besonders bizarr

Wie abgestumpft muss politisches Empfinden in Deutschland sein, wenn Politiker von Thierse bis Steffel in den Raum stellen können, dass die private Nutzung von dienstlich erworbenen - und damit indirekt vom Steuerzahler finanzierten - Bonusmeilen zwar nicht o. k. ist, aber auch kein Grund zum Rücktritt? Jeder kleine Notar an der Ecke verliert seine Zulassung bei Unterschlagung von Geldern der Mandantenschaft. Wenn ein Volksvertreter vergleichbar in die «Steuer-Kasse» greift - und sei es indirekt - soll das kein Diebstahl, sondern ein Kavaliersdelikt sein? Das ist für mich ein Denkansatz, der die Verrohung jeglicher Ethik erkennen lässt! Die mit Hilfe der Bonusmeilen «angesteuerten» Ziele wie Kuba und Thailand verleihen der Gesamtsituation zusätzlich einen besonders bizarren Charakter.

Wolfgang Lux, Berlin-Westend

Faire Aufklärung gefordert

Ich bin über den Verlauf der Debatte erschüttert, in der es aktuell darum geht, wie derjenige, der das Geheimnis um den unredlichen Gebrauch von Volkseigentum gelüftet hat, am besten bestraft werden kann. Ich fordere Herrn Müntefering auf, sich nicht an denen zu rächen, die die Unredlichkeit aufgedeckt haben, sondern bei seinesgleichen für moralische Zustände zu sorgen.

Dr. Heinrich Buberl, Berlin-Charlottenburg