Lieber wegsehen?
Zum Artikel: «Mut fast mit dem Leben bezahlt» (Michael K. wollte einem Mann helfen, der in der Tram verprügelt wurde - Schläger traten den 42-Jährigen bewusstlos) vom 19.7.2002
Dieser Vorfall sollte unsere volle Aufmerksamkeit finden und in seinen Abläufen zweifelsfrei aufgeklärt werden. Dass diese Schläger auf freiem Fuß sind, ist ein Skandal. Wir brauchen doch den Mitmenschen, der bereit ist, für den anderen einzuspringen. Wenn der dann aber erlebt, dass die, die ihn zusammengeschlagen haben, sich ihrer Freiheit erfreuen und die Kripo die Übernahme dieses Falles ablehnt, während er, von diesen Gewalttätern verletzt, im Krankenhaus liegt, dann ist das ein Signal an alle Bürger, lieber wegzusehen, wenn in ihrer Nähe ein Mitmensch bedroht ist.
Kurt Rohde, Berlin-Zehlendorf
Gesetze taugen nichts
Zum Artikel: «Gefährliche Schläger wieder in Freiheit» vom 20.7.2002
Für uns ist es immer wieder unverständlich, wie weitläufig man Gesetze auslegen kann. Da nimmt der Justizsenator seine Beamten in Schutz und bescheinigt ihnen, sie haben nach dem Gesetz keine Möglichkeit gehabt, die beiden Schläger zu inhaftieren. Wir sind keine Juristen, aber wie kann es sein, dass der Rechtsexperte der CDU das genau anders sieht? So kann man «aus dem Bauch heraus» sagen, dass unsere Gesetze nichts taugen, wenn sie in so gravierenden Tatbeständen aufgrund unterschiedlicher Parteizugehörigkeit der Justizfachleute genau gegensätzlich ausgelegt werden können. Nun fehlt nur noch der Richter, der dem Verletzten selbst die Schuld gibt . . .
Horst Petruschke, Berlin-Lichtenrade
Opfer sind die Dummen
Zum Artikel: «Opfer klagt an: Warum sind die Schläger aus der Tram noch frei?» vom 21.7.2002
Ich habe leider das Gefühl, dass politische Vorgaben rechtsstaatliches Handeln beeinflussen. Die Meinung, dass wir in einem «Täterstaat» leben, in dem die Opfer immer die Dummen sind, den Tätern aber von allen Seiten jede mögliche Entlastung ihrer Schuld zukommen lässt, wie zum Beispiel schlechte Kindheit, Arbeitslosigkeit, Familienprobleme und so weiter, wird durch eine solche Aufarbeitung eines Falles bestätigt. In einem solchen Fall, wo die Täter identifiziert sind, der Tathergang einwandfrei geklärt ist, wäre eine Aburteilung innerhalb kürzester Frist, ohne die Täter wieder auf freien Fuß zu setzen, eine angemessene Maßnahme.
H. Strüber, Berlin-Reinickendorf
Letztes Notventil
Zum Artikel: «Angriff auf den Irak Anfang 2003» vom 20.7.2002
Ein Krieg ist eine sehr ernste Angelegenheit, ein letztes Notventil, das immer den Tod Unschuldiger mit sich bringt. Der mögliche Krieg gegen den Irak wird von den USA und Großbritannien wie ein Gesellschaftsspiel gehandhabt. Mal werden Drohkulissen aufgebaut und so getan, als ob es sich bis zum Ausbruch des Krieges nur noch um Tage handeln könnte, mal verkündet man dem Irak, wann man ihn anzugreifen gedenke, wobei die Einberufung von Reservisten zur Auschmückung gehört. Und dann werden noch Dumme gesucht, die das Leben ihrer Soldaten bei einem «Überfall» auf den Irak aufs Spiel setzen sollen. Das ist kein gutes Spiel, mit dem sich Bush die Zeit zu vertreiben scheint. Ernste Gefährdungen brauchen ihre Gegenwehr, aber kein Hü oder Hott.
Anna Rank, Berlin-Mitte
Spreu vom Weizen trennen
Zum Artikel: «Jeder vierte Student bleibt ohne Abschluss» vom 22.7.2002
Ich glaube nicht, dass ernsthafte finanzielle Probleme zu den Abbrüchen führen. Die Unis müssen Eingangsprüfungen durchführen, um die Spreu vom Weizen vorab zu trennen. Sobald sich der Leistungswille wieder einstellt, werden die Abbrecher sich verringern.
D. Kurtenbach, Koblenz