Parlament entscheidet über Präsidenten für Bolivien

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La Paz - Nachdem sich keiner der Kandidaten bei der Präsidentschaftswahl in Bolivien die notwendige Mehrheit sichern konnte, wird der Kongress am 3. August über den künftigen Staatschef entscheiden. Der Stichwahl stellen sich der frühere Präsident Gonzalo Sanchez de Lozada, der in der ersten Runde der Wahl Ende Juni mit 22,46 Prozent der Stimmen in Führung lag, und der Aymara-Indio und Führer der Koka-Bauern Evo Morales. Als Favorit gilt Sanchez de Lozada.

Morales erhielt 20,94 Prozent der Stimmen, wie die Wahlkommission nach Auszählung aller Wahlbezirke bekannt gab. Der linksgerichtete Bauernführer landete damit überraschend vor dem Kommunalpolitiker und früheren Hauptmann Manfred Reyes Villa. Der Abstand zu Reyes Villa belief sich auf lediglich 714 Stimmen. Für einen Sieg bereits in der ersten Runde wären 50 Prozent der Stimmen nötig gewesen. Für die Wahl im Kongress braucht der Sieger nun 79 der 157 Stimmen. Der konservative Unternehmer und Multimillionär Sanchez de Lozada verfügt mit seiner MNR über 50 Sitze, Morales über 30. Sanchez de Lozada hat bereits damit begonnen, um Unterstützung unter den übrigen Abgeordneten zu werben. Morales erklärte derweil, bei einem Wahlsieg seines Konkurrenten werde er in die Opposition gehen.

Der Präsident Boliviens wurde bisher fast immer erst in einer Stichwahl bestimmt, in der nicht mehr direkt das Volk, sondern das Parlament zwischen den beiden Erstplatzierten entscheidet. Amtsinhaber Jorge Quiroga, der im vergangenen Jahr die Nachfolge des damals erkrankten und inzwischen verstorbenen Hugo Banzer angetreten hatte, konnte gemäß Verfassung nicht mehr kandidieren.

Bolivien gilt als ärmstes Land Südamerikas. 60 Prozent der Einwohner leben in Armut. Das Land kämpft mit einer erdrückenden wirtschaftlichen Entwicklung und wachsender Kriminalität. AP