Erste Parlamentswahl in Algerien seit 10 Jahren

AP Algier - Nur schleppend hat gestern in Algerien die von Betrugsvorwürfen überschattete erste Parlamentswahl seit mehr als zehn Jahren begonnen. Die Regierung hofft, mit der Wahl Ruhe in das Land bringen zu können. Nach Ansicht viele Bürger steht Wahlsieger schon im Voraus fest: die regierende Koalition aus Nationaler Befreiungsfront und Nationaldemokratischer Sammlungsbewegung.

Wenige Stunden vor Öffnung der Wahllokale wurden 23 Bewohner eines Dorfes etwa 200 Kilometer westlich von Algier bei einem Massaker von Extremisten getötet worden, berichtete das französische Fernsehen.

Um die 380 Sitze in der Abgeordnetenkammer bewerben sich Kandidaten von 23 Parteien. Mit Spannung wurde vielfach nur die Höhe der Stimmenthaltung beobachtet. Aus grundlegender Opposition zum Regime in Algier hatten die beiden größten Parteien der Volksgruppe der Berber im Atlasgebirge - die Front der Sozialistischen Kräfte sowie die Sammlungsbewegung für Kultur und Demokratie - ihre Anhänger zum Boykott der Wahl und zu Streiks aufgerufen.

Die letzte Parlamentswahl vor mehr als zehn Jahren war wegen des drohenden Sieges der fundamentalistischen Islamischen Heilsfront abgebrochen worden. Seitdem hat ein Bürgerkrieg etwa 120 000 Menschen das Leben gekostet.