Mut zur Freiheit

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Jan-Eric Peters

Die Zukunft sitzt uns im Nacken: Kriegsangst und Terrorgefahr, Arbeitslosigkeit und Börsenbaisse, leere Rentenkassen und krankes Gesundheitssystem. Ein Paradies für Pessimisten. So blicken wir Deutschen mit trüben Hoffnungen und klaren Befürchtungen ins neue Jahr, das zu schönsten Sorgen Anlass gibt. Apokalypse now. Und das ist gut.

Hat die Krise Konjunktur, ist der Umschwung nah. Die Stimmung wird kippen - zur richtigen Seite. Vor einem Jahr waren die Auguren überzeugt, dass es bald schon wieder aufwärts geht - dann kam alles noch viel schlimmer. Heute sind die Prognosen düster, keiner sieht Licht am Horizont. Doch die Wende kommt immer, wenn sie niemand erwartet. Wir werden uns wieder täuschen - weil wir mit dem Schlimmsten rechnen und es deshalb nur besser werden kann.

Wer hat es denn nicht satt, dieses Jammern, Heulen und Zähneklappern, dieses Gefeilsche und Gezanke?

Angst vor der Zukunft ist menschlich und an sich nichts Schlechtes. Angst ist der Reflex auf die immer neuen Gefahren eines selbstbestimmten Lebens. Sie ist der Preis, den man für Freiheit zahlen muss. Ohne Angst auch kein Mut.

Aber die Angst ist in Deutschland zum Leitmotiv geworden. Im Bestreben, uns rundum in Sicherheit zu wiegen, ist die Wirtschaftswundernation zur Versichertengemeinschaft verkommen. Wir wollen die guten alten Zeiten konservieren, weil wir immer fürchten, das Kommende werde schlechter - und haben uns der Freiheit beraubt, mit Wagemut und Tatendrang Verbrauchtes zu erneuern. Etatismus statt Engagement, das war unsere Devise. Ohne Mut aber kein Fortschritt.

Kann es nicht sein, dass die Zukunft besser wird als die Gegenwart?

Die Zeit ist reif für den Aufbruch. Alle wissen, dass wir neue Wege gehen müssen, damit wir gut in die Zukunft kommen. Wir müssen nur ein paar Schritte zurücktreten, um Anlauf zu nehmen. Hatten wir uns daran gewöhnt, dass uns die Zukunft etwas brachte, müssen wir heute dafür sorgen, dass sie uns etwas nehmen wird: Verordnungen und Vorschriften, Rechte und Pflichten, ja, auch Sicherheit. Wir müssen einiges erst verlieren, bevor wir gewinnen können.

Weg mit der Vorstellung, dass unser Leben berechenbar ist, dass sich alles regulieren lässt! Weg mit dem lähmenden Proporzdenken! Weg mit dem Irrtum, dass Gerechtigkeit durch Gleichheit entsteht!

Räumen wir den Weg doch frei. Dann können sich Selbstverantwortung und Eigeninitiative wieder entfalten. So werden wir neue Lösungen für unsere Probleme finden, schneller als jede Kommission - und einen Gemeinsinn entwickeln, der den Schwachen wirklich hilft.

Wir sind nicht am Ende. Wir sind am Anfang.