Wenig Erhellendes in der Frage, wer IM Notar war

Hamburg - Manchmal zieht Günter Lohr die Schultern hoch, so als packe ihn die eisige Winterluft, die draußen vor dem Landgericht pfeift. Es scheint, als wolle er sich kurz wegducken. Seit zwei Stunden wird Lohr, vor der Wende jahrelang stellvertretender Leiter der Hauptabteilung XX/9 des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), mit immer neuen Dokumenten konfrontiert. Dabei geht es gar nicht um Lohr, sondern nur um eine seiner besten Quellen beim Kampf gegen die DDR-Opposition: «IM Notar». War dieser IM der Rechtsanwalt und frühere PDS-Spitzenpolitiker Gregor Gysi? Die oberste Stasi-Aufklärerin der Republik, Marianne Birthler, vertritt die Auffassung, dass Gysi sich wie ein IM verhalten habe. In dem Verfahren vor der 24. Zivilkammer geht es nun darum, ob und wie die Berliner Morgenpost und das ARD-Magazin «Kontraste» Frau Birthler mit dieser Einschätzung zitieren dürfen.

Gysi hatte sie deshalb verklagt. In der Beweisaufnahme steht deshalb im Mittelpunkt, wer «IM Notar» wirklich war und was er getan hat. Dahinter die Frage, ob Gysi sich wie ein IM verhalten hat: Hat er konspirativ gearbeitet, vom MfS Aufträge angenommen und ausgeführt? Günter Lohr könnte dazu sicher Einiges sagen. Er koordinierte die «vorbeugende Verhinderung, Aufdeckung und Bekämpfung politischer Untergrundtätigkeit» leitend mit. Die Aktionen des Regimes gegen den Oppositionellen Robert Havemann lagen in seinen Händen. Jetzt mag er sich an nichts mehr zu erinnern, zumindest, was bisher bekannte Sachverhalte betrifft. «Ich habe keine konkrete Erinnerung», so seine Formel. hei