Erste Festnahmen in Kenia

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Foto: pu/ac/rh

Ein Imam aus Jemen soll nach französischen Geheimdienstinformationen zu den Drahtziehern der Anschläge auf israelische Touristen in Kenia gehören. Die kenianische Polizei hat indessen eine Amerikanerin und ihren spanischen Begleiter festgenommen.

Mombasa - Die beiden Angriffe in Mombasa seien wahrscheinlich mit Unterstützung des Netzwerkes des Imam Scheich Ali Schii geplant worden, hieß es gestern in dem in Paris veröffentlichten Geheimdienst-Brief «Intelligence Online». Ali Schii ist Leiter des «Rates der Prediger und Imame Kenias» und soll seine Tätigkeit nach den Angaben auf Mombasa konzentrieren, wo radikale Moslems aus den großen Gemeinschaften der dort lebenden Somalis, Sudanesen und Jemeniten rekrutiert werden können.

Ali Schii sei innerhalb von zehn Jahren zum charismatischen Chef der radikalen Moslems in Kenia geworden, hieß es. Der Predigerrat soll vor zehn Jahren die Bildung der Terrororganisation Al Qaida in Kenia unterstützt haben, die von dem 1996 verstorbenen Ubeida Banchiri geleitet wurde. Sein Nachfolger soll der Ägypter Mohammed Obeid sein.

Insgesamt haben die kenianischen Behörden gestern zwölf Verdächtige befragt, die in Mombasa und Umgebung festgenommen wurden. Bei dem Bombenanschlag auf das Hotel «Paradise» kamen 16 Menschen ums Leben: drei Israelis, zehn einheimische Tänzer sowie die drei Selbstmordattentäter.

Eine etwa 20-jährige Amerikanerin und ihr Begleiter - nach Angaben der US-Botschaft vermutlich ihr Ehemann mit Aufenthaltsrecht in den USA - wurden festgenommen, als sie eineinhalb Stunden nach dem Selbstmordanschlag auf das Hotel bei Mombasa ihr fünf Kilometer entfernt gelegenes Hotel verlassen wollten. Sie waren dort erst am Dienstag eingetroffen. Nach Informationen aus Ermittlungskreisen geht die Polizei nicht von einer direkten Tatbeteiligung aus, so dass mit ihrer baldigen Freilassung gerechnet wird. Nach Angaben der US-Botschaft in Nairobi hatten die Attentäter offenbar US-Pässe zur Einreise genutzt.

Unter den Todesopfern des Anschlags sind zwei israelische Jugendliche von 12 und 14 Jahren sowie ein 60-jähriger Israeli sowie zehn Kenianer. Die sterblichen Überreste der drei toten Israelis wurden nach Israel übergeführt. Auf dem Flughafen Tel Aviv wurden die Särge von trauernden Angehörigen in Empfang genommen. Außerdem wurden zunächst 21 Verletzte und 75 weitere israelische Touristen mit zwei Flugzeugen nach Israel gebracht. «Wir bringen jeden weg, der nach Hause will», sagte ein Sprecher des israelischen Außenministeriums.

Die israelischen Streitkräfte schickten ein Team von 150 Ärzten, Psychologen und Soldaten nach Kenia. Nur fünf Minuten vor dem Bombenanschlag auf das Hotel in Kikambala, 20 Kilometer nördlich von Mombasa, war am Donnerstagmorgen ein israelisches Charterflugzeug kurz nach dem Start mit mindestens zwei Raketen beschossen worden, die jedoch ihr Ziel verfehlten. Die kenianische Polizei erklärte, die Raketen seien von einem weißen Geländewagen aus abgeschossen worden, in dem laut Zeugenaussagen drei oder vier arabisch aussehende Personen saßen.

Zu dem Doppel-Anschlag bekannte sich eine bislang unbekannte Gruppe namens «Exilregierung für ganz Palästina, Streitmacht Palästinas». Terrorexperten vermuteten allerdings eine Verbindung zur Al-Qaida-Vernetzung von Terrorchef Osama Bin Laden. Die palästinensische Führung distanzierte sich von dem Terrorakt in Kenia und erklärte, die Täter könnten keiner palästinensischen Organisation angehören.