Aus für den Aufsteiger: «Mein Bedarf an der Politik ist absolut gedeckt»

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Manfred Pantförder

Berlin - Eine Ära neigt sich möglicherweise dem Ende. Der umstrittene Rechtspopulist Jörg Haider hat die Konsequenz aus dem Wahldebakel seiner FPÖ gezogen und seinen Rücktritt als Landeshauptmann (Ministerpräsident) von Kärnten angeboten. Der bislang starke Mann der Freiheitlichen sagte, angesichts der schweren Einbußen seiner Partei in dem Bundesland sei es nicht möglich weiterzumachen: «Mein Bedarf an der Politik ist absolut gedeckt.»

Bei der Wahl war die FPÖ in Kärnten auf den dritten Rang abgestürzt. Die schwere Niederlage auch im FPÖ-Stammland sei «ein Misstrauen mir und meiner Politik gegenüber», räumte Haider ein und übernahm damit klar die Verantwortung für das Debakel am Sonntag. Das größte Hindernis für eine Neuauflage der Wiener Koalition von ÖVP und FPÖ ist nach Ansicht von Beobachtern damit aus dem Weg geräumt. Die FPÖ-Spitze hat das Rücktrittsangebot ihres früheren Vorsitzenden gestern jedoch zurückgewiesen. Haider solle der Landeshauptmann von Kärnten bleiben, solange die Bevölkerung dort dies wolle, sagte der amtierende FPÖ-Chef Herbert Haupt.

Haider hatte durch Attacken auf die Koalitionsregierung den Rücktritt von drei FPÖ-Politikern ausgelöst und damit die Entscheidung von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel für vorgezogene Neuwahlen provoziert. Seit dieser Krise gab es wachsende innerparteiliche Kritik an Haider, der einst als unantastbar galt in einer FPÖ, die er quasi im Alleingang an die Spitze geführt hatte. Die von ihm gestürzte Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer (FPÖ) formulierte nach dem Desaster deutliche Kritik: «Haider wollte es ja so haben. Es hat 13 Jahre gebraucht, um alles aufzubauen, und wahrscheinlich nur 13 Wochen, um alles zu zerstören.»

Haiders Rückzug ist nicht der erste. Immer wieder hat er sich als Stehaufmännchen bewiesen. Doch diesmal scheint der Mann geschockt zu sein. Sein Aufstieg war mehr triumphal. Als vermeintliche Stimme des kleinen Mannes hatte Haider teils mit nationalistischen und ausländerfeindlichen Parolen gepunktet. Haider war der erfolgreichste Rechtspopulist Europas und der umstrittenste. Weil seine FPÖ mit der ÖVP die Regierung stellte, verhängte die Europäische Union zeitweilig gar einen diplomatischen Bann gegen Wien. Spekuliert wird noch über Motive Haiders, warum er den Absturz seiner Partei maßgeblich verursacht hat. Die Einen halten ihn für einen Egomanen, der den Rückzug in die Provinz nicht vertrug. Andere halten ihn schlicht für überschätzt.