Berlin - Nach den Grünen ist nun auch der Union der anhaltende Trend zur Frührente ein Dorn im Auge. Unions-Fraktionsvize Friedrich Merz (CDU) mahnte, die Zeit zwischen Berufs- und Renteneintritt dürfe nicht immer kürzer werden. «Wenn nur noch ein Drittel der Menschen in diesem Lande arbeitet, das andere Drittel in der Ausbildung und das letzte Drittel in der Rente ist, dann müssen wir wissen, dass wir dieses System nicht weiter finanzieren können.»
Grünen-Finanzexpertin Christine Scheel hatte sich dafür ausgesprochen, mit höheren Abschlägen dem Trend entgegenzuwirken, dass immer mehr Menschen schon mit 60 Jahren oder jünger in Rente gehen. «Ich glaube, dass dieser Vorschlag ernsthaft auf den Tisch muss», bekräftigte Grünen-Parteichef Fritz Kuhn.
Dem erteilte das SPD-geführte Bundessozialministerium allerdings eine Absage. Es gebe keine Pläne, die Rentenabschläge zu erhöhen. Das Ministerium appellierte stattdessen an die Arbeitgeber, älteren Arbeitnehmern wieder eine Chance zu geben.
Der Präsident des Sozialverbandes VdK Deutschland, Walter Hirrlinger, sagte, es gehe an der Wirklichkeit vorbei, Frühverrentung allein durch Rentenkürzungen verhindern zu wollen. «Was soll ein Arbeitnehmer machen, der mit 58 Jahren vor die Werkstür gesetzt wird?» Solange mehr als die Hälfte der Firmen keine Arbeitnehmer über 50 Jahre mehr beschäftigten und sich damit auf Kosten der Rentenkassen sanierten, lasse sich das Problem der Frühverrentung nicht lösen, sagte Hirrlinger.
Auch der Bundesverband der Deutschen Industrie plädiert dafür, das Renteneintrittsalter nach hinten zu verschieben. Präsident Michael Rogowski unterstrich, ein frühzeitiger Ausstieg aus dem Berufsleben sei unbezahlbar. Er hoffe deshalb, dass der Wirtschaftsweise Bert Rürup und seine Sozialreformkommission «diese Wahrheit bald auf den Tisch legen» werde. ddp