Jerusalem - Ein palästinensischer Extremist hat sich in einem überwiegend mit Schülern und Soldaten besetzten Stadtbus in Jerusalem in die Luft gesprengt und dabei elf Menschen mit sich in den Tod gerissen, darunter Kinder. Die Bluttat gestern war der erste Anschlag in Jerusalem seit Juli. Zu dem Anschlag bekannte sich sowohl die militante palästinensische Organisation Hamas als auch die radikalmoslemische Gruppe Islamischer Dschihad. Der Attentäter, der ebenfalls ums Leben kam, stammt aus Bethlehem. Deshalb wurde vermutet, dass Israel die Stadt wieder besetzt, aus der sich die Truppen erst im August zurückgezogen hatten.
Durch das Attentat sind Bemühungen der palästinensischen Autonomieverwaltung und der ägyptischen Regierung wohl gescheitert, die Extremisten vor der israelischen Parlamentswahl am 28. Januar zu einem Verzicht auf Selbstmordanschläge zu bewegen, um eine weitere Verhärtung in der Politik Israels zu vermeiden und gemäßigte Kräfte in Israel zu stärken.
Der Täter brachte die Bombe mitten im morgendlichen Berufsverkehr zur Explosion, als der Bus eine Haltestelle im Wohnviertel Kirjat Menachem erreichte. «Ich hörte einen Schlag und dann laute Schreie», sagte ein Augenzeuge, dessen Auto sich hinter dem Bus befand. Die Detonation riss die Fenster aus dem grünen Stadtbus. Metalltrümmer und Körperteile bedeckten die Straße und den Bürgersteig. Dazwischen lagen die Frühstücksbrote und Bücher von Schulkindern.
Die internationale Gemeinschaft verurteilte den Terroranschlag. In Prag zeigte sich US-Präsident George W. Bush «zutiefst betroffen» und rief zu einem entschlossenen Kampf gegen Terrorismus auf. Zugleich versicherte Bush, dass er weiter daran arbeiten werde, Frieden im Nahen Osten zu erreichen. Ziel Washingtons sei ein israelischer und ein palästinensischer Staat, die Seite an Seite leben könnten. Russland forderte die Führung der Palästinenser auf, «effektive Maßnahmen ergreifen, um die Terroristen zu fassen und vor Gericht zu stellen». Die deutsche Regierung erklärte: «Terror und Gewalt lassen sich durch nichts rechtfertigen» und brächten die Palästinenser ihrem «gerechten Ziel» eines eigenen Staates nicht näher. AP/dpa