Berlin - Ungeachtet der Kritik der letzten Tage hält CDU-Chefin Angela Merkel an ihrem Kurs fest, mit einer inhaltlichen Neuakzentuierung die Partei in den Großstädten wieder stärker verankern zu wollen. Die CDU müsse ihre thematische Breite vergrößern, um neue Wähler zu gewinnen, sagte sie nach einer Präsidiumssitzung. Als Konsequenz aus dem Wahlausgang kündigte Merkel die Gründung einer Arbeitsgruppe «Städte» unter Leitung des CDU-Landeschefs von NRW, Jürgen Rüttgers, an. Zugleich betonte sie, dass sie keineswegs, wie ihr dies der brandenburgische CDU-Chef Jörg Schönbohm indirekt vorgehalten hatte, das konservative Tafelsilber verscherbeln wolle. Ganz im Gegenteil: «Wir werden das konservative Tafelsilber in neuem Glanz erscheinen lassen.»
Nach Angaben von Teilnehmern verlief die Sitzung «in der Sache zum Teil konträr, im Ton sehr ruhig». Schönbohm und der thüringische Ministerpräsident Bernhard Vogel hätten noch einmal ihre Bedenken dargelegt, dass die CDU mit der angestrebten thematischen Erweiterung keinen Raum am rechten Rand freimachen dürfe. Das Profil der CDU müsse beibehalten und lediglich geschärft werden. Fraktionsvize Volker Rühe warnte nach der Sitzung vor einer fatalen Außenwirkung. «Es darf nicht der Eindruck entstehen, dass bei der CDU nun alles auf dem Prüfstand stünde.»
Merkel versuchte bei der anschließenden Pressekonferenz selbst, diesen Eindruck zu zerstreuen. Die CDU werde nicht dem Zeitgeist nachjagen, sondern «den Geist der Zeit prägen». Daher gelte es nun auch, «die Stärken zu stärken». Als diese nannte sie ausdrücklich die Wirtschaft- und Arbeitsmarktpolitik. Allerdings müssten diese Stärken durch eine «zukunfts- und nicht rückwärtsgewandte» Diskussion ergänzt werden. Merkel räumte zwar ein, dass die CDU «nie allein etwa wegen ihrer Umwelt- oder Verbraucherschutzpolitik gewählt» würde. Zugleich betonte sie aber, dass die «Art und Weise, wie wir diese Themen ansprechen», die CDU auch für Menschen außerhalb der bisherigen Kernklientel interessant machten.
Das 21. Jahrhundert werde ein christdemokratisches sein, prognostizierte Merkel, weil die Christdemokraten die besten Antworten auf die Probleme der Zeit böten.