Leserbriefe

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Gewissenloses Machtgezerre

Zum Kommentar: «Schröder - Machiavellis Musterschüler» von Wolfram Weimer am 14.9.2002

Wie blauäugig muss man eigentlich sein, um den Wahlkampfversprechen des Kanzlers Vertrauen zu schenken? Vor vier Jahren war die Entscheidung für Schröder von Hoffnung geprägt, nun kennen wir alle die vernichtende Realität. Als wahlstrategische Antwort auf die innenpolitische Niederlage mit den Kriegsängsten eines Volkes zu spielen, ist bislang das gewissenloseste Machtgezerre eines deutschen Politikers. Auch für den stimmungsgesteuerten Taktiker Schröder gibt es internationale Verträge, die nach der Wahl verbindlich sind. Man kann nur hoffen, dass sich die Bürger noch rechtzeitig den Sand aus den Augen reiben und das miserable Täuschungsmanöver durchschauen. Schröders Gebäude aus schönen Versprechungen steht auf machthungrigen Füßen und ist wie unser Land von Einsturz bedroht. Die Zeche für alle bezahlt allein das Volk!

Marina Reifert, Berlin-Hellersdorf

Nur Mittel zum Zweck

Zum Thema: «Irak-Politik» veröffentlichen wir zwei Lesermeinungen.

Man muss sich langsam schämen, ein Deutscher zu sein und in diesem Land zu leben. Fakt ist, dass Saddam Massenvernichtungswaffen baut; Fakt ist, dass er Waffeninspekteure nicht ins Land lässt; Fakt ist, dass die USA mindestens 8000 Kilometer von Bagdad entfernt sind, Berlin aber nur 4000. Wie groß ist das Geschrei, wenn die ersten Bomben in Europa einschlagen? Despoten unterscheiden nicht zwischen Freund und Feind. Deutschland ist für den Irak derzeit nur Mittel zum Zweck.

B. Adomeit, 16 766 Sommerfeld

Kampf gegen Terrorismus

Mit großem Entsetzen beobachte ich die Äußerungen deutscher Politiker im Wahlkampf zu einem möglichen Krieg gegen den Irak. Deutschland kann es sich nicht leisten, seinen Bündnispartner Amerika zu verärgern. Die Deutschen verdanken Amerika zu viel, um die Vereinigten Staaten in ihrem Kampf gegen den internationalen Terrorismus im Stich lassen zu können. Es beschämt mich zutiefst, dass sich die Deutschen nur ein Jahr nach den tragischen Ereignissen des 11. September 2001 als ein Volk undankbarer Feiglinge entpuppen.

Barbara M. Fisher, Oakmont, PA., USA

Nur Blendwerk

Zum Artikel: «Deutscher Irrweg» (Weitere Kritik an Schröders Irak-Politik aus SPD) vom 15.9.2002

Wenn die eigene Partei Kritik an Schröders Irak-Politik übt, dann kann der Wähler doch vermuten, dass der Kanzler dem Volk mit seinen Äußerungen nur aus wahltaktischen Gründen etwas vormacht, das er nie wird einlösen können. Es ist nichts weiter als nur Blendwerk, weil leider viele Wähler nur nach Äußerlichkeiten gehen und nicht nachdenken.

Horst-D. Scholz, Berlin-Tegel

Mehr Bildung fürs Volk

Zum Kommentar: «Volkes Stimme ist kein guter Ratgeber» von Jochim Stoltenberg am 15.9.2002

Zu dieser Aussage kämpfen sozusagen zwei Meinungen in meiner Brust. Natürlich erkenne ich, welchen gefährlichen Weg Schröder zur Erhaltung seiner Macht beschritten hat, wenn er auf der Welle der Kriegsangst reitet. Und es entsetzt mich auch, wenn unsere Berliner den in meinen Augen unsäglichen Wowereit an die Spitze ihrer Gunst setzen. Aber Demokratie heißt nun einmal «Herrschaft des Volkes», die nur über gewählte Vertreter erfolgen kann. Aber wie unwohl ist mir doch bei dem Gedanken, dass ein Schröder die Geschicke unseres Staates lenkt und ein Wowereit die unserer Stadt. Ich meine, dass die Demokratie weit mehr für Bildung und Information der Bürger leisten muss, nur dann könnte Volkes Stimme ein guter Ratgeber werden.

Dr. Lukas Schweiger, Berlin-Zehlendorf