Johannesburg - Die Umweltverbände sind von der ersten Verhandlungswoche des Weltgipfels für nachhaltige Entwicklung in Johannesburg enttäuscht. Bislang seien keine zukunftsweisenden Zielvereinbarungen in Sicht, hieß es etwa beim WWF. «Noch hat es den Anschein, als ob die Regierungen kein ernsthaftes Interesse an einer wirksamen Umsetzung der Ziele, die vor zehn Jahren in Rio beschlossen wurden, haben», erklärte auch World-Vision-Delegationsmitglied Sönke C. Weiss. In Hintergrundgesprächen mit Delegationsmitgliedern aus Deutschland wie auch der Europäischen Kommission habe er erfahren, dass sich hinter verschlossenen Türen meist nur um Paragraphen gestritten werde, statt endlich einen konkreten Umsetzungsprozess anzustoßen. Ähnlich kritisch äußerten sich der Deutsche Naturschutzring und der BUND.
Umweltminister Jürgen Trittin (Grüne) hat für den Weltgipfel eine «durchwachsene» Zwischenbilanz gezogen. Die Widerstände einiger Länder wie der USA gegen konkrete Ziele im Aktionsplan, den die Konferenz verhandelt, seien in Bereichen wie Fischerei und giftige Chemikalien gebrochen worden. Wichtig sei nun, weitere konkrete Maßnahmen insbesondere in den Bereichen Energie, Wasser und Globalisierung zu vereinbaren, sagte der Minister gestern nach seiner Ankunft in Johannesburg. «Wir wollen, dass es ein Gipfel der Umsetzung wird.»
Mit den USA stimme er darin überein, dass die Energiepolitik eine bedeutende Rolle habe.
Insbesondere müsse der Anteil an erneuerbaren Energien gesteigert werden, sagte Trittin. Wichtig sei, dass die weltweit rund zwei Milliarden Menschen ohne Stromversorgung künftig einen Zugang bekommen. Gerade für Entwicklungsländer seien erneuerbare Energien aus Sonne, Wasser und Wind geeignet, da sie gut dezentral produziert werden könnten.
Die Europäische Union hat die Teilnehmer des Weltgipfels in Johannesburg derweil zur Beschleunigung ihrer Verhandlungen aufgerufen. «Wir müssen handeln; Millionen arme Menschen in der Welt schauen auf uns», sagte der dänische Umweltminister und EU-Umweltratspräsident Hans Christian Schmidt. Ziel sei es, einen konkreten Aktionsplan zu verabschieden. Sollte dies auf der Beamtenebene nicht gelingen, müssten die Verhandlungen auf die Ministerebene verschoben werden, sagte Schmidt. Die Entscheidung darüber liege bei der südafrikanischen Präsidentschaft des Gipfels.
Besonders in 14 Punkten konnten sich die Delegierten des Gipfels bisher nicht einigen, darunter das Ziel der EU, bis zum Jahr 2015 die Zahl der Menschen, die ohne Trinkwasseranschluss leben, zu halbieren. Ein weiteres wichtiges Verhandlungsziel der EU ist die Erhöhung des weltweiten Anteils erneuerbarer Energien auf 15 Prozent bis zum Jahr 2010. Strittig sind auch Ergebnisse früherer Gipfel, wie das Prinzip der «gemeinsamen, aber unterschiedlichen Verantwortung», das eine Hauptschuld der Industriestaaten bei der Umweltverschmutzung anerkennt und sie beim Klimaschutz besonders in die Pflicht nimmt.