Hoppe warnt vor dramatischem Ärztemangel

Berlin - Drei Wochen vor der Bundestagswahl hat die Ärzteschaft von den Parteien ein klares Bekenntnis zu mehr Solidarität und Menschlichkeit im Gesundheitswesen verlangt. In einem offenen Brief an Bundeskanzler Gerhard Schröder und die anderen Vorsitzenden der großen Parteien warf Ärztepräsident Jörg-Dietrich Hoppe den Politikern vor, die meisten Probleme im Gesundheitswesen selbst erzeugt und verantwortet zu haben.

Als Folge drohten jetzt ein dramatischer Ärztemangel und ein Zusammenbruch der medizinischen Versorgung. «Die gesetzliche Krankenversicherung ist mehr und mehr sozialpolitische Manövriermasse und politischer Spielball geworden», schrieb der Präsident der Bundesärztekammer. Der medizinischen Versorgung seien in den vergangenen acht Jahren durch politische Manipulationen - wie etwa die Belastung der Kassen mit sozial- und familienpolitischen Zusatzleistungen - 30 Milliarden Euro entzogen worden.

Die gesetzliche Krankenversicherung hat nach einem Bericht der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» im ersten Halbjahr 2002 ein Defizit von mehr als zwei Milliarden Euro erwirtschaftet. Allein die AOK hätten von Januar bis Juli rund 850 Millionen Euro mehr ausgegeben als eingenommen, hieß es in der Freitagausgabe unter Berufung auf Berechnungen der Krankenkassen. Die Ersatzkassen hätten ein Defizit von mindestens 1,05 Milliarden Euro verzeichnet. Auch die Betriebskrankenkassen rechneten nicht mit einem Überschuss. Die Innungskrankenkassen haben ein Minus von 55 Millionen Euro eingefahren. AP/rtr