Leserbriefe

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Egoismus auf dem Vormarsch

Zum Artikel: «Neuer Scheidungsrekord» (In Deutschland wird jede dritte Ehe geschieden - immer mehr Kinder betroffen) vom 28.8.2002

Das ist keine gute Nachricht für ein im Aussterben begriffenes Volk. Für die viel zu hohe Scheidungsrate gibt es viele Gründe: Vor allem fehlt es wohl an der Kompromissbereitschaft, die Teil jedes Zusammenlebens ist. Dafür ist der Egoismus, das Nur-sich-selber-Sehen, auf dem Vormarsch. Die so erfreuliche Solidarität der Bürger bei der Flutkatastrophe beeinflusst leider nicht das Miteinander in der Partnerschaft oder Ehe. Die Opfer gestörter Beziehungen sind fast immer die Kinder, denen ein Elternteil fehlt. Aber es werden leider auch immer weniger geboren.

Hans-Georg Hase, Berlin-Siemensstadt

Das böse Erwachen kommt

Zum Artikel: «Streit um Rentenreserve» vom 28.8.2002

Die «Eiserne Rücklage» der Versicherer schmilzt, was nachweisbar ist. Wieder fällt uns ärgerlich auf, dass die Regierung vor der Wahl alle Probleme und Gefahren klein zu reden sucht. Es darf aber auch vor Wahlen keine Politik der Verharmlosung betrieben werden. Das böse Erwachen kommt nach der Wahl bestimmt. Und die Politik verliert weiter an Ansehen.

Jens Ballenstedt, Eberswalde

Langfristig planen

Zu den Artikeln: «Zweifel am Umfang der Flut-Hilfe» und «Union erweitert ihr Sofortprogramm» vom 28.8.2002

Es geht jetzt nicht nur um Wiederaufbauhilfen. Es geht zugleich auch um die Vorsorge vor dem, was noch kommen kann. Beim Aufbau muss einbezogen werden, dass dies nicht die letzte «Jahrhundertflut» war. Bei uns und in Nachbarländern, in China und in Südamerika schlägt die ausgebeutete und gequälte Natur zurück und wird bei zunehmender Erderwärmung in immer kürzeren Abständen und noch verheerender zuschlagen. Die Politik muss also langfristig und vorsorgend angelegt sein, wozu die Union auf dem richtigen Weg scheint. Bei der Größe der Aufgabe müssen aber wohl die Pläne von Regierung und Opposition zusammengelegt werden.

Konrad Göttweig, Brandenburg

Nicht zu akzeptieren

Zum Artikel: «Washington übt Druck auf die EU aus» vom 28.8.2002

Die USA machen es ihren Freunden im Streit um den internationalen Strafgerichtshof immer wieder schwer. Es ist nicht akzeptabel, dass die USA für ihre Soldaten Sonderrechte fordern, wie es auch nicht hinzunehmen ist, dass die USA in ihrer Politik der Umweltzerstörung fortfahren. Wie können wir die Weltmacht in berechtigten Anliegen unterstützen, wenn sie selber eine Politik betreibt, bei der die Moral durch die Zwecke des eigenen Vorteils ersetzt wird.

Volker Griffen, Potsdam

Erschreckend

Zum Kommentar: «Wie man Bündnisfähigkeit verliert» von Michael Stürmer am 28.8.2002

Auch ich halte Saddam Hussein für alles andere als einen sympathischen Zeitgenossen. Dennoch verfolge ich die Diskussion in den USA mit großer Sorge. Nach den Äußerungen der letzten Tage unter anderem von Vize-Präsident Cheney sollte es auch dem Letzten klar geworden sein, dass es der amerikanischen Regierung längst nicht mehr um die Waffeninspektoren und die damit zusammenhängenden UN-Resolutionen geht, sondern um einen mit militärischer Gewalt herbeigeführten Regime-Wechsel im Irak. Eine entschiedene Ablehnung dieser Pläne durch die Bundesregierung hat nichts mit verlorener Bündnisfähigkeit zu tun, sondern viel mehr mit der Wahrung des Völkerrechts und der Verhinderung einer weiteren Eskalation im Nahost-Konflikt.

Dr. Andreas Engel, Berlin-Schöneberg