Mbeki mahnt Gerechtigkeit an

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Johannesburg - Der südafrikanische Präsident Thabo Mbeki hat zum Auftakt des Uno-Weltgipfels für nachhaltige Entwicklung die Delegierten aus fast 200 Ländern aufgefordert, für mehr Gerechtigkeit zu sorgen. Eine Weltordnung, die auf dem «brutalen Gesetz des Überlebens des Stärksten» basiere, dürfe auf Dauer nicht bestehen bleiben, sagte Mbeki gestern im südafrikanischen Johannesburg.

Zentrales Thema des zehntägigen Weltgipfels der Vereinten Nationen ist es, zehn Jahre nach dem Weltgipfel von Rio de Janeiro eine Bilanz zu ziehen und über Fortschritte bei der Armutsbekämpfung und im Umweltschutz zu beraten. Die Konferenz wird von einem massiven Polizeiaufgebot geschützt.

Mbeki, der zum Präsidenten des Gipfels mit insgesamt etwa 40 000 Teilnehmern gewählt wurde, sagte weiter: «Die Welt ist zu einem globalen Dorf gewachsen. Das Überleben von jedem in diesem Dorf verlangt, dass wir uns auf einen umfassenden Konsens verständigen und zusammen handeln.» Er kritisierte, die Weltgemeinschaft habe seit dem Erdgipfel im brasilianischen Rio 1992 nicht den notwendigen Willen aufgebracht. «Es scheint, als seien wir entschlossen, uns auf die primitivste, animalische Lebensform zurückzuentwickeln, dorthin, wo nur noch die Stärksten überleben. Als würden wir den menschlichen Intellekt verschmähen, der uns sagt, dass das Überleben der Stärksten das Vorzeichen für die Zerstörung der Menschheit ist,» sagte Südafrikas Staatsoberhaupt in undiplomatischer Sprache vor Tausenden Delegierten.

Der Gipfel befasst sich mit fünf Kernthemen: Sauberes Wasser, bessere Gesundheit, umweltschonende Energieversorgung, nachhaltige Landwirtschaft und Artenvielfalt. Gestern stand zunächst das Thema Gesundheit auf der Tagesordnung. Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) reist wie viele seiner Kollegen gegen Ende der Tagung am 2. September an. Die Absage von US-Präsident George W. Bush ist weltweit auf Kritik gestoßen. Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) sagte: «Es geht nicht, dass sich die USA ständig ihrer Verantwortung entziehen.» Wenn man gegen die Armut vorgehen wolle, «die ja auch eine Brutstätte des Terrorismus ist», sei ein umweltschonendes Wirtschaftswachstum bei den Entwicklungsländern nötig.

Die Erwartungen an den Kongress sind hoch. Die Flut- und Unwetterkatastrophen in Europa und Asien verlangen nach Auffassung des Chefs des UN-Umweltprogramms Unep, Klaus Töpfer, einen internationalen Plan zum Schutz der Umwelt. Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) erwartet vom Weltumweltgipfel ein verbindliches internationales Arbeitsabkommen. Darin sollten Festlegungen zur Wasser- und zur Energieversorgung enthalten sein, sagte Trittin. Die EU wolle sich besonders für zwei Ziele einsetzen. So solle bis 2015 die Zahl der Menschen, die keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben, halbiert werden. Zudem solle der Anteil der erneuerbaren Energien weltweit bis 2010 auf 15 Prozent steigen.

Deutschland will offenbar auch bei den Flügen zum Weltgipfel eine Vorreiterrolle im Klimaschutz übernehmen. Trittin sagte gestern in Berlin: «Die rund 180 deutschen Teilnehmer fahren CO2-neutral nach Südafrika.» Im Schnitt werde der Flug eines jeden Teilnehmers der deutschen Delegation 7,11 Tonnen des Treibhausgases Kohlendioxid erzeugen. Um diese Belastung auszugleichen, habe das Ministerium Emissionsgutschriften aus einem Klimaschutzprojekt in Südafrika erworben. Eine derartige Emissionsgutschrift ist seit dem Kyoto-Klimaschutzprotokoll möglich.