Berlin - Nach dem Duell ist vor dem Duell: In zwei Wochen wird - diesmal von den öffentlich-rechtlichen Sendern ARD und ZDF - die nächste Runde ausgerichtet. Und so überrascht es niemanden, dass gestern schon der Streit darüber entbrannte, ob das sekundengenaue Regelwerk für die TV-Kombattanten nicht gelockert werden müsste. Dieser Ansicht sind zumindest Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye und SPD-Generalsekretär Franz Müntefering.
CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer hingegen will an der strengen Form festhalten: «Dann zählen nicht Schauspieleinlagen, sondern allein die Argumente.» Stoibers Wahlkampfmanager Michael Spreng wehrte sich in einem Brief an ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender schon mal prophylaktisch gegen jede Regeländerung (siehe Kasten).
Dabei sehen Brender und sein ARD-Kollege Hartmann von der Tann gar keinen Grund, etwas zu ändern: Beide sind sich einig darin, dass gerade die Moderatoren Peter Kloeppel (RTL) und Peter Limbourg (N24) ihre Möglichkeiten nicht ausgeschöpft hätten. Es gebe eigentlich nur eine Regel, erläutern Brender und von der Tann die Vereinbarungen mit den Parteien: Es werde eine Frage gestellt, Gerhard Schröder und Edmund Stoiber hätten jeweils 90 Sekunden Zeit für das Eingangsstatement, dann dürften die Moderatoren vier Nachfragen stellen.
Diese Nachfragen aber müssten ja keineswegs zwingend aus dem Fragenkatalog stammen, sondern könnten sich auch spontan auf das soeben Gesagte beziehen.
Aus diesem Grund sind die beiden Chefredakteure auch überzeugt davon, dass die Zuschauer beim nächsten Duell am 8. September eine völlig andere Sendung zu sehen bekommen werden.
Dann werden die Fragen von Frauen gestellt: für die ARD von Sabine Christiansen, für das ZDF von Maybrit Illner. «Die Kolleginnen werden stärker zuhören und sich in ihren Fragen stärker auf das Gesagte beziehen», sagt Brender.
Zwar nimmt er Kloeppel und Limbourg ausdrücklich in Schutz: «Alle Beteiligten standen im ersten Duell unter einem unglaublichen Druck.» Deshalb hätten sich nicht nur die Moderatoren, sondern auch die Politiker schematisch an das Regelwerk gehalten.
Aus dem Interview, fordert der ZDF-Chefredakteur, müsse aber viel stärker ein Dialog werden: «Das lässt sich zum Beispiel mit überraschenden Nachfragen erreichen, wenn Thesen in den Raum gestellt werden.»
Auch inhaltlich wollen ARD und ZDF andere, neue Akzente setzen. Die Familienpolitik, so von der Tann, immerhin zentraler Bestandteil des Wahlkampfes, sei gar nicht angesprochen worden. Brender erwartet außerdem, dass Christiansen und Illner auch auf die Bereiche Gesundheits- und Bildungspolitik eingehen sowie das Thema Außenpolitik vertiefen werden.
Ohne direkte Kritik an RTL und Sat.1 zu üben, sind von der Tann und Brender zuversichtlich, dass sie es besser machen werden. Trotz der festen Regeln, so der ARD-Chefredakteur, müsse ein solches Duell nicht so starr wirken.