Berlin - Wie hat der Schlagabtausch zwischen Kanzler und Kandidat auf einen Rhetorik-Lehrer gewirkt? Eindrücke schildert Peter H. Ditko, Leiter der Deutschen Rednerschulen, der Niederlassungen in Berlin, Bonn und München betreibt.
Herr Ditko, wer ist als Sieger aus dem TV-Duell hervorgegangen?
Peter H. Ditko: Sie können das mit einem Boxkampf vergleichen. Und da hat Schröder nach Punkten gewonnen. Stoiber war in der Rolle des Angreifers. Er hat sich bemüht, Schröder unter Druck zu setzen. Aber der Kanzler reagierte sehr geschickt: Wie ein Boxer hat er die Deckung zugemacht. Und Stoiber hat es nicht geschafft, ihn aus der Deckung herauszukriegen.
Trotzdem hat Stoiber überrascht.
Seine Satzstruktur war besser als früher. Er hat Pausen gemacht, das unbeholfene «Äh» weitgehend vermieden. Dafür sagte er allein neunmal «glaube ich». Er hat «versucht», «sich bemüht» und «gehofft». Das sind Relativierungen.
Schröder war nicht angriffslustig.
Ich denke, dass er ganz bewusst diese Rolle gewählt hat. Der Spaßkanzler war weg, er hat sehr auf Staatsmann gemacht. Schröders Kopfhaltung war sehr ruhig. Stoiber wirkt durch das hektische Hin und Her des Kopfs unsicher.
Wie war die Sprechweise der Gegner?
Schröders Stimme war sehr ruhig, seine Betonung gut. Bei Stoiber ist mir aufgefallen, dass er bei unangenehmen Fragen die Antwort mit einem leichten Stöhnen begonnen hat. Das ist nicht sehr sinnvoll.
Wie fanden Sie die Kommunikation zwischen den Duellanten?
Da hat Stoiber am Anfang einen Fehler gemacht. Er hat Schröder angesprochen, dabei aber den Moderator angesehen, bis der ihn darauf hinwies. Das war peinlich für Stoiber, wie ein Anfänger berichtigt zu werden.