Das Wetter

| Lesedauer: 2 Minuten
Wolfgang Merkel

Vor wenigen Wochen sind Tod bringende Stürme über uns hinweggebraust. Ihnen folgte sintflutartiger Regen. Das Gefühl sagt uns: Mit dem Wetter stimmt etwas nicht. Stürme und Unwetter. Verregnete Sommer und milde Winter. In der Erinnerung älterer Menschen schlug früher das Wetter solche Kapriolen nicht. Doch die Erinnerung an Kindheitstage trügt allzu oft. Unangenehmes wird verdrängt, als schön Empfundenes bleibt im Gedächtnis. Wer aber die Entwicklung des Klimas realistisch beurteilen will, muss sich an objektive Zahlen halten und darf sich nicht von subjektiven Erinnerungen täuschen lassen.

Gerade im Zusammenhang mit der Klimadiskussion gilt es, langfristig zu denken und zu beobachten. Denn wetterwendisch war das Wetter immer. Verregnete Sommer, milde Winter, «himmlische» Sturzbäche und Orkane hat es schon immer gegeben. Um Veränderungen im Wetter ausmachen zu können, müssen Klimatologen über Jahrzehnte verfolgen, wie oft welches Wetter und welche Wetterextremsituationen herrschten. Die erste Regel lautet deshalb: Es ist nicht ganz so schlimm, wie es subjektiv und aktuell erscheinen mag.

Aber die Situation scheint sich gerade zu wenden. Immer mehr Wissenschaftler kommen bei der Betrachtung der vergangenen Jahre zu dem Schluss, dass wir Zeugen des Klimawandels werden. Die Erwärmung hat eingesetzt. Die globalen Witterungsgegensätze nehmen deshalb zu. Die Hochdruckgebiete der südlichen Breiten mit ihren feuchtwarmen Luftmassen verstärken sich ebenso wie die Tiefdruckgebiete der nördlichen Breiten. Diese größeren Luftdruckgegensätze sorgen dafür, dass in unseren gemäßigten Breiten immer häufiger mit Stürmen zu rechnen ist. Höhere Temperaturen lassen zudem über den Ozeanen größere Mengen an Wasser verdunsten. Das wird uns häufiger Starkniederschläge bescheren.

Im Raum steht nach wie vor die Frage: Welchen Anteil hat der Mensch daran? Unstrittig ist, dass sich auch ohne unser Zutun das Klima ändern würde. Man weiß heute, dass die Sonnenaktivität einen nicht zu vernachlässigenden Einfluss auf das Klima hat. Und aus der Erforschung der jahrhundertelangen Wettergeschichte folgern Wissenschaftler, dass die Erde natürlicherweise einer neuen Wärmespitze entgegengeht. Dennoch ist offensichtlich, dass unsere Zivilisation vor allem durch das Verbrennen der fossilen Brennstoffe Kohle, Erdöl und Erdgas mit dazu beiträgt, dass die globalen Temperaturen steigen. Diese Erkenntnis hat aber auch etwas, das uns Anlass zur Hoffnung gibt: Wenn der Mensch das Klima in dieser Weise beeinflussen konnte, dann kann er die bedrohliche Klimaentwicklung auch wieder entschärfen. Es führt kein Weg daran vorbei: Der Klimaschutz muss mehr politische Aufmerksamkeit und mehr politischen Veränderungswillen bekommen.