Lafontaine redete in der Schweiz

Berlin - Der Rückzug von Gregor Gysi (PDS) aus der Politik erinnert an den radikalen Schlussstrich von Oskar Lafontaine, der im März 1999 per schriftlicher Mitteilung sein Karriereende als Finanzminister und SPD-Chef und seinen unverzüglichen Rückzug ins Private bekanntgab. In manchem sind sich Gysi und Lafontaine ähnlich. Beide Ex-Spitzenpolitiker gelten als brillante Rhetoriker, die für linke Ideale begeistern können und damit viele in ihren Parteien hinter sich scharten. Dies geht soweit, dass Vermutungen über die Neugründung einer linken Partei im Raum standen, als sich Gysi und Lafontaine privat trafen. Die Ausgangslage der Rücktritte ist aber verschieden. In der SPD gab es seit dem Regierungsantritt 1998 einen Machtkampf. Dem als Pragmatiker geltenden Kanzler Gerhard Schröder stand Lafontaine gegenüber. Der Kampf war entschieden, als Lafontaine hinschmiss. Schlechtes Mannschaftsspiel warf er seinen Kabinettskollegen vor. Fortan schrieb Lafontaine Kolumnen, trat in Talkshows oder als Festredner auf. Zuletzt tat er dies am schweizerischen Nationalfeiertag, als er gegen die EU-Währungspolitik polemisierte.