Union startet Ost-Tour in Gera

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Hans-Jürgen Leersch

Gera - Nur eine Handvoll Demonstranten ist gegen den Kanzlerkandidaten aufgezogen. Edmund Stoiber, der die Kongresshalle in Gera durch einen anderen Eingang betreten hat, dürfte seine Gegner gar nicht gesehen haben. In Thüringen begann gestern Stoibers «Aufschwung-Ost-Tour».

Der Kandidat präsentiert sich vor den rund 1000 in der Halle sitzenden Mittelständlern locker wie nie - kraftvoll geht er in Thüringen in den Endspurt des Wahlkampfes. Selbst der in Umfragen noch festzustellende Rückstand gegenüber Kanzler Gerhard Schröder macht ihm nicht zu schaffen. «Von weit hinterherhinken kann keine Rede mehr sein», trumpft Stoiber vor seinem Auftritt. Entscheidend sei doch die Glaubwürdigkeit der CDU/CSU. Da liege die Union in den wichtigen Fragen Wirtschaft und Arbeitsplätze weit vorne. Die persönliche Beliebtheit ist für Stoiber nicht so entscheidend. In dieser Woche machte er klar, dass er «die zweite Luft» hat. Die mit jedem neuen rot-grünen Affärchen wachsende Siegeszuversicht gibt dem Bayern offenbar zusätzliche Kräfte. Seinen Gegner Schröder unterschätzt er nicht, doch geht Stoiber davon aus, dass der Kanzler hier im Osten, wo nur die Arbeitslosigkeit wächst, keinen Fuß mehr an den Boden bekommt: «Die Handwerker wollen keine ruhige Hand, die wollen Arbeit.»

Dass die Berliner Bonusmeilen-Affäre ihren Niederschlag im Wahlverhalten findet, glaubt Stoiber nicht. Jeder Abgeordnete müsse «selbst entscheiden, wie er auf gewisse Unkorrektheiten reagiert». Er könne nur hoffen, dass Miles-and-More nicht von den wichtigen Themen ablenke; und die sind für Stoiber Wirtschaft und Arbeit.

Wenn Stoiber von Unternehmertum spricht und die Kreativität der Mittelständler lobt, dann passiert stets zweierlei: Erstens der Angriff auf den Bundeskanzler. Schröder sei doch der «Genosse der Bosse». Der zweite Stoiber-Reflex: Er holt Lothar Späth hervor, seinen Wirtschaftsfachmann, der als Jenoptik-Chef in Thüringen hohes Ansehen genießt. Späth ist Stoibers Ost-West-Trumpf. Der Bayer erzählt, wie er Späth dazu bekam, im Falle des Wahlsieges Wirtschaftsminister zu werden. Auf seine erste Anfrage hin habe Späth nur «um Gottes willen» gesagt. «Es war ein bisschen schwieriger, aber wer meine Integrationskraft kennt . . .» Der Rest von Stoibers Worten geht im Beifall unter, Späth, das zeigt sich hier, war eine gute Wahl.