Israelischer Luftangriff in Gaza

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Gaza/Jerusalem - Bei einem Luftangriff auf ein dicht besiedeltes Wohngebiet in Gaza-Stadt hat die israelische Armee in der Nacht zu gestern den militärischen Führer der radikalen Hamas-Gruppe, Salach Schehade, liquidiert und mindestens 14 weitere Palästinenser getötet. Unter den Opfern sind neun Kinder, darunter zwei Babys. Etwa 150 Unbeteiligte wurden zum Teil lebensgefährlich verletzt.

Ein israelischer F-16-Kampfjet hatte kurz nach Mitternacht zwei Raketen auf das Haus des Hamas-Führers abgefeuert. Fünf Gebäude wurden durch die Wucht der Explosion zerstört. Unter den Toten waren der 48-jährige Schehade, seine Frau und drei seiner sechs Kinder. Schehade gilt als Planer zahlreicher Anschläge gegen Israelis seit den frühen 90er-Jahren. Er stand an der Spitze der von Israel gesuchten palästinensischen Extremisten.

Israels Ministerpräsident Ariel Scharon sprach von «einem der größten Erfolge» der Armee, äußerte jedoch «Bedauern» über den Tod von Unbeteiligten.

Dagegen stieß der Angriff international auf scharfe Kritik. UN- Generalsekretär Kofi Annan betonte, Israel sei «rechtlich und moralisch verpflichtet, alles zu tun, um den Verlust unschuldigen Lebens zu vermeiden. Mit dem Einsatz einer Rakete gegen ein Wohnhaus hat es dieser Verpflichtung klar zuwidergehandelt.» Auch der außenpolitische Repräsentant der EU, Javier Solana, verurteilte den Angriff.

Die Hamas-Organisation kündigte massive Vergeltung an. Hamas-Gründer Scheich Achmed Jassin sagte, «dieses Verbrechen kann nicht mit Worten, sondern nur durch Taten vergolten werden». Die Al-Aksa-Brigaden, eine militante Splittergruppe der Fatah-Bewegung von Jassir Arafat, erklärten vorherige Vereinbarungen über einen Stopp der Angriffe in Israel für nichtig. Palästinenserpräsident Arafat sprach von einem «schrecklichen Verbrechen an unseren unschuldigen Kindern». Er verurteilte die Weltöffentlichkeit für «ihr Schweigen angesichts der israelischen Verbrechen». Die Autonomiebehörde will das «Massaker» vor den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag bringen.

In Israel stieß die Aktion der Armee auf Kritik von beiden Enden des politischen Spektrums. Sowohl der linksliberale Oppositionsführer Jossi Sarid als auch der ultrarechte Abgeordnete Benny Elon (Moledet) nannten die Tötung Schehades zwar gerechtfertigt, meinten jedoch, Israel hätte den Tod Unschuldiger vermeiden müssen. Aus Protest gegen die Regierungspolitik trat Dalia Rabin-Pelossof (Arbeitspartei) als Vizeverteidigungsministerin zurück. Die 51-Jährige begründete ihren Schritt damit, dass Scharon nicht das Erbe ihres Vaters Itzhak Rabin fortführe. Dieser hatte mit Außenminister Schimon Peres den Friedensprozess mit Arafat aufgenommen. 1995 wurde er von einem jüdischen Fanatiker ermordet.