Ein Stier aus Bronze für den Balkan-Koordinator, der so sparsam war

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Andreas Middel

Brüssel - Die Rückkehr in Europas Hauptstadt fällt für Bodo Hombach deutlich erfreulicher aus als seine erste Ankunft. Als der Deutsche im Juli 1999 in Brüssel sein Amt als Koordinator des Balkan-Stabilitätspaktes antrat, wurde ihm Häme und intensive Ablehnung zuteil. EU-Kommission und Teile des Parlaments hielten den schwergewichtigen Macher und den neu geschaffenen Posten in Brüssel schlichtweg für überflüssig, und das ließen sie den früheren Kanzler-Berater gerne spüren. Doch heute ist alles anders, und zu den Pikanterien der Preisverleihung in Brüssel gehört, dass ausgerechnet ein CSU-Abgeordneter die Laudatio auf den Schröder-Freund hält. Ingo Friedrich, Vizepräsident des Europaparlaments, wird dem mittlerweile als Manager zum Essener Zeitungskonzern WAZ gewechselten Vollblutpolitiker den Preis des europäischen Steuerzahler-Bundes überreichen. «Der europäische Stier» geht an Hombach, weil er als Sonderkoordinator für den Balkan «besonders sparsam» mit Steuergroschen umgegangen ist und ein System geschaffen hat, das Korruption bei der Vergabe von Fördermitteln verhinderte.

Die Auszeichnung betreffe Hombachs Leistung beim Aufbau einer hocheffizienten Verwaltung. Damit werde allerdings nicht die politische Karriere des Preisträgers gewürdigt, betont Michael Jäger, der Generalsekretär des Europäischen Bundes der Steuerzahler. Abrupt war die Politkarriere des Schwergewichts beendet worden, als er in Verdacht geriet, sich beim Bau seines aufwendigen Reihenhauses von der Industrie bevorteilen zu lassen. Inzwischen ist alles bereinigt und die Immobilie verkauft.

Als Verantwortlicher für den Stabilitätspakt blieb der nach Brüssel entsandte Koordinator mit seinen damals 32 Mitarbeitern weit unter dem Etatansatz, der ihm zugestanden wurde. Selbst Privatgespräche wurden aufwendig aus der dienstlichen Telefonrechnung herausgefiltert und dann den Mitarbeitern in Rechnung gestellt. Die Verwaltung des Stabilitätspaktes sei so gut entwickelt, dass sie das Management auch anderer Sonderbeauftragter der EU gleich mit übernehmen könnte, hieß es voller Anerkennung.

Dieses Ergebnis, das jetzt mit Europas Stier belohnt wird, ist späte Genugtuung für Hombach, auch wenn er selten Zweifel an seiner segensreichen Tätigkeit auf dem Balkan aufkommen ließ. Er sammelte bei der ersten Geberkonferenz im Jahr 2000 mehr als 4,6 Milliarden Euro für die notleidende Region. Ein Erfolg, den ihm viele, vor allem in der EU-Kommission, neideten. Hinzu kam seine burschikos-flapsige Art, sich über die Brüsseler Bürokratie zu mokieren. «Mein Balkan ist Brüssel», sagte Hombach immer wieder. «Selbst wenn der liebe Gott Präsident der EU-Kommission wäre, würde ihm die Bürokratie Schwierigkeiten machen».

Mit Hombach wird der Luxemburger Ministerpräsidenten Jean-Claude Juncker ausgezeichnet. Weil er sich vehement für den Euro eingesetzt hat und in seinem kleinen Land alljährlich Haushaltsüberschüsse erzielt. Die Auszeichnung, ein Stier aus Bronze, ist übrigens nicht mit Geld verbunden. So sparsam sind Steuerzahler.