Caracas - Knapp drei Monate nach einem Putschversuch gegen den venezolanischen Staatschef Hugo Chávez ist der frühere US-Präsident Jimmy Carter zu einer Vermittlungsmission in dem südamerikanischen Land eingetroffen. Bei seiner Ankunft auf dem Flughafen Maiquetía nördlich von Caracas wurde Carter unter strengen Sicherheitsvorkehrungen vom stellvertretenden Staatschef José Vicente Rangel begrüßt.
Carter äußerte in einer auf der Webseite des Carterzentrums veröffentlichten Erklärung den Wunsch nach «konstruktiven Diskussionen» zwischen Regierung und Oppositionsgruppen zur Überwindung der derzeitigen Spannungen in Venezuela.
Die Treffen des ehemaligen US-Präsidenten während seines viertägigen Besuchs in Venezuela sollen unter Ausschluss der Medien stattfinden. Er selbst werde sich nicht öffentlich äußern, heißt es in der Erklärung. Eine Zusammenkunft zwischen Carter und Chávez war inoffiziellen Angaben zufolge für gestern (Ortszeit) vorgesehen. Chávez hatte Ende Juni auf einer Großkundgebung seiner Anhänger erklärt, er werde sich einem von seinen Gegnern organisierten Volksentscheid über seinen Verbleib im Amt stellen. Falls er dabei verlieren sollte, werde er zurücktreten. Einem Putsch wie dem im April werde er jedoch nicht weichen. Das Referendum könnte nach Chávez' Worten ab August 2003 abgehalten werden, wenn die Hälfte seiner regulär bis 2006 dauernden Amtszeit abgelaufen ist.
Der Linkspopulist Chávez, ein Anhänger des kubanischen Präsidenten Fidel Castro, war am 12. April nach gewalttätigen Protesten mit 57 Toten und hunderten Verletzten von Teilen der Armee zum Amtsverzicht gezwungen worden. Weniger als 48 Stunden später kehrte er jedoch an die Staatsspitze zurück. Nach dem gescheiterten Umsturzversuch und der kurzzeitigen Präsidentschaft von Unternehmerchef Pedro Carmona hatte Chávez einen Dialog zur nationalen Versöhnung angeregt und dazu auch das Carter-Zentrum um Mithilfe gebeten. Die Einschaltung der US-Regierung, die der Verwicklung in den Umsturzversuch bezichtigt werden, hatte der Präsident ebenso abgelehnt wie die der Organisation amerikanischer Staaten (OAS). AFP