Berlin - Bei den Parteien müssen die Alarmglocken läuten. Die Mitglieder der politischen Gruppierungen in Deutschland werden immer älter. In der SPD hat sich der Anteil der unter 30-jährigen Mitglieder in den vergangenen zehn Jahren mehr als halbiert.
Auch CDU und CSU gehören deutlich weniger junge Menschen an als vor einem Jahrzehnt. Die FDP hingegen konnte ihren Anteil junger Mitglieder steigern. Dies geht aus einer Studie des Politikwissenschaftlers Oskar Niedermayer (Freie Universität Berlin) hervor, die in der aktuellen Ausgabe der «Zeitschrift für Parlamentsfragen» erschienen ist.
Jedes zehnte Mitglied der sozialdemokratischen Partei - genau 10,2 Prozent - war 1990 unter 30 Jahre alt. Heute gehören dieser Altersgruppe nur noch 4,4 Prozent an. Der Anteil der über 60-jährigen Sozialdemokraten ist in diesem Zeitraum deutlich gestiegen: Von 24,6 auf 39,2 Prozent.
Der CDU gehören noch mehr Ältere an; 44 Prozent der Inhaber eines CDU-Parteibuchs haben bereits das 60. Lebensjahr vollendet. 1990 waren es gerade einmal 29,2 Prozent. Der Anteil unter 30-jähriger Christdemokraten sank hingegen von 6,6 auf 5,3 Prozent.
Als jünger erweist sich die bayerische Schwesterpartei. 5,9 Prozent der Mitglieder der CSU sind unter 30 Jahre alt; «nur» 38,8 Prozent sind älter als 60 Jahre.
Einen erheblich größeren Anteil junger Mitglieder weist die FDP auf, mit steigender Tendenz. 10,1 Prozent der blau-gelben Parteibücher gehören unter 30-jährigen; knapp jedes dritte Mitglied der Liberalen (32,5 Prozent) ist älter als 60 Jahre.
Allgemein ist die Zahl der Parteimitglieder in Deutschland rückläufig. Zwischen Ende 1991 und Ende 2001 verlor die SPD über 200 000 Mitglieder und liegt derzeit bei 717 513 Mitgliedern. Die Zahl der eingeschriebenen Christdemokraten sank von 751 163 auf 604 135.
Deutlich geringer war der Mitgliederrückgang bei der CSU, sie hat derzeit 177 036 Mitglieder. Die FDP hingegen verlor jedes zweite Mitglied, was vor allem auf Austritten bzw. Todesfällen von Mitgliedern beruht, die den früheren DDR-Blockparteien LDPD bzw. NDPD angehörten.
Auch die Zahl der PDS-Mitglieder halbierte sich, Ende 2000 gehörten der SED-Nachfolgepartei noch 83 475 Genossen an.
Der Anteil der Frauen in SPD und CSU steigt, während er in der CDU stagniert und die FDP rückläufige Zahlen verzeichnet. «Beim Anteil der Frauen an den Parteimitgliedschaften ist kein parteiübergreifender Trend festzustellen», analysiert der Politikwissenschaftler Oskar Niedermayer von der Freien Universität.
Bei der CDU ist jedes vierte Mitglied weiblich (25,2 Prozent), bei der CSU etwa jedes sechste (17,6 Prozent). Der Frauenanteil unter den SPD-Mitgliedern beträgt 29,5 Prozent, bei den FDP-Mitgliedern 24,2 Prozent.
Weiter rückläufig ist der Katholikenanteil bei CDU und CSU. 51,7 Prozent der CDU-Mitglieder gehörten Ende 2001 der katholischen Kirche an, 34,3 Prozent sind evangelisch, 13,9 Prozent - ein Rekordwert - fallen unter sonstige Konfessionen bzw. machen hierzu keine Angaben.
In der bayersichen Schwesterpartei CSU sind 78,6 Prozent der Mitglieder katholisch, 17,3 Prozent evangelisch. Hier ist der Anteil sonstiger Konfessionen bzw. ohne Angaben deutlich geringer: 4,1 Prozent.