Erstes Presseduell: «Wir sind ja keine Feinde»

Berlin - Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) und sein Herausforderer Edmund Stoiber (CSU) haben bei ihrem ersten Interview- Duell hart, aber nicht persönlich verletzend gestritten.

«Wir sind ja keine Feinde», sagte Stoiber nach Angaben der «Bild»-Zeitung zu Schröder. Dieser habe geantwortet: «Da stimme ich Ihnen zu.» Ein erster Teil des am Donnerstag in Berlin ausgetragenen Rede- Duells soll an diesem Sonntag in der «Bild am Sonntag» (BamS) veröffentlicht werden, der zweite Teil folgt dann am Montag in der «Bild»-Zeitung.

Hier ein Vorgeschmack aus der heutigen BamS: Herr Bundeskanzler, warum nennen Sie Ihren Herausforderer einen «Streber»?

Schröder: Dessen kann ich mich zwar nicht erinnern, aber gewisse Anzeichen gibt es ja dafür. Es gibt diese schöne Legende vom Einser-Juristen. Da ich das selber mal gemacht habe, weiß ich: Die meisten, die eine Eins bekommen haben, waren schon sehr strebsam. Das muss ich sagen. Es ging bei mir; aber es war gehobener Durchschnitt.

Stoiber: «Streber» ist sicherlich keine positive Bezeichnung, «strebsam» dagegen ja. Ein Kanzler sollte schon strebsam sein.

Schröder: Das sehen Sie an mir, Herr Stoiber.

Stoiber: Das weiß ich nicht. Wenn ich Sie mir anschaue, glaube ich, müssen Sie nachsitzen.

Beide Politiker hätten über Steuern, Arbeitslosigkeit und Zuwanderung «locker und laut» debattiert. Bei dem 90-minütigen Disput im Axel-Springer-Verlagshaus in Berlin argumentierte Schröder demnach eher ruhig und vorsichtig, sein Konkurrent offensiv und teilweise unruhig. Der Kanzler habe in einem «Talkshow-Deutsch» gesprochen. Sein Gegenüber habe wie ein «staksiger Storch voller Energie» gewirkt.