Fürth - Man werde, freut sich bereits CSU-Landesgruppenchef Michael Glos, «die gute Bundesstimmung nach Bayern hineintragen». Die eigentlich erfolgsverwöhnte CSU hat plötzlich Aufmunterung nötig: Eine Serie von Affären und Affärchen trübt den weiß-blauen Himmel ein. Der kleine Parteitag heute in Fürth soll die Gewitterwolken vertreiben, und auf einmal freut sich selbst die CSU auf den Auftritt von Angela Merkel, die vor noch einem halben Jahr - Edmund Stoiber war als Kanzlerkandidat der Union noch nicht nominiert - kritisch beäugt worden war. Jetzt darf die CDU-Vorsitzende den Delegierten in Fürth das Regierungsprogramm vorstellen: «Zeit für Taten» ist auch das Motto der CSU, ihre diversen Kleinkriege zu beenden und reinen Tisch zu machen.
Doch die Schlagzeilen hören nicht auf. Der jüngste Fall: Wegen umstrittener Privatgeschäfte verzichtet der Altöttinger CSU-Bundestagsabgeordnete Josef Hollerith auf eine erneute Kandidatur. Hollerith hatte von einer Firma in Ebersberg ein Beraterhonorar von 200 000 Euro erhalten und 3000 Euro pro Jahr als Aufsichtsrat. Während die CSU-Landesgruppe betont, rechtlich sei alles in Ordnung und Hollerith mit Diffamierungen «zur Strecke gebracht worden», spricht die SPD von «schamloser Verquickung von Mandat und wirtschaftlichen Interessen der CSU-Amigos».
Auch die Dachauer Wahlzettelfälschungsaffäre konnte bisher trotz aller Anstrengungen der Parteiführung nicht beendet werden. Die Drohung des dortigen CSU-Oberbürgermeisters Peter Bürgel, er werde sich gegen eine Wiederholung der OB-Wahl gerichtlich zur Wehr setzen, verzögert die Operation «Weiße Weste».
Bisher mahnte CSU-Generalsekretär Thomas Goppel vergeblich, Bürgel möge doch «politische Klugheit» walten lassen und auf eine Klage verzichten. Der CSU-General muss gegen die bösen Schlagzeilen ankämpfen und immer wieder beteuern, Stoiber habe mit den Dachauer Wahlfälschern nichts zu tun. Stoiber ficht die Sache bisher nicht an, und auf Bundesebene ist er ohnehin nicht mit Dachau in Verbindung gebracht worden. Die Affäre hat nicht das Zeug zu einem Skandal mit überregionaler Wirkung. Stoiber dürfte in seiner Rede in Fürth erst gar nicht darauf eingehen. Er will die eigene Truppe zusammenschweißen, so wie es ihm schon in Frankfurt/Main bei der CDU gelungen war. Für einen besseren Kämpfer als den herausgeforderten Kanzler Gerhard Schröder halten die CSUler ihren Chef ohnehin: «Schröder hat auf dem SPD-Parteitag nicht einmal die bezahlten Mitarbeiter mitreißen können», weiß Glos. Das soll bei der CSU in Fürth natürlich anders werden.
Wenn da nur nicht noch andere Affärchen wären. Der just aus der CSU ausgetretene Landtagsabgeordnete Klaus Gröber hatte eine 100 000-Mark-Spende des Starnberger Millionärs Siegfried Genz aus dem Jahre 1999 zu lange nicht an die CSU weitergeleitet. Goppel ließ den Betrag inzwischen an Gröber zurück überweisen. Die CSU-Zentrale vertritt die Ansicht, das Geld sei gar nicht für die Partei bestimmt gewesen.