Scharia in Afghanistan soll nicht akzeptiert werden

Calgary/Spinboldak - Die sieben wichtigsten Industriestaaten und Russland wollen die Wiedereinführung der Scharia in Afghanistan nicht akzeptieren. Diese sei ein «mittelalterliches Recht», kritisierte Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) nach Abschluss des Weltwirtschaftsgipfels in Kanada. Darin seien sich alle G-8-Staaten einig gewesen. Es solle deshalb auch mit Präsident Hamid Karsai gesprochen werden, kündigte Schröder an. Es könne in Afghanistan kein Recht herrschen, das den allgemeinen Wertvorstellungen widerspricht, auf deren Basis auch die deutschen Soldaten in Afghanistan seien.

Aus dem Land am Hindukusch wurde gestern die Explosion eines früheren Waffendepots der Talibankämpfer gemeldet. Sie löste eine Kettenreaktion aus, der mindestens zehn Menschen zum Opfer fielen. Wie die Behörden in der nahe gelegenen pakistanischen Grenzstadt Chaman mitteilten, gingen Raketen und andere Geschosse in alle Richtungen los. Auch zwei Zelte des Welternährungsprogramms brannten ab. Der Zwischenfall ereignete sich in der Nacht zu gestern in Spinboldak rund 500 Kilometer südlich von Kabul.

Einwohner aus Chaman erklärten, sie hätten um Mitternacht laute Detonationen gehört und fast bis zum frühen Morgen Feuerbälle und Leuchtblitze am Himmel gesehen. Den Behörden zufolge war die Ursache der ersten Explosion zunächst völlig unklar. Das frühere Taliban-Depot, das eine unbekannte Menge an Waffen und Munition enthielt, wurde zurzeit der Explosion von 15 afghanischen Soldaten bewacht. AP