Berlin - Es ist noch kein halbes Jahr her, da sah PDS-Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch seine Partei auf dem Weg zur «drittstärksten Kraft». Nicht weniger selbstbewusst präsentierte sich die PDS-Vorsitzende Gabi Zimmer. «Stärkste Partei im Osten», so ihr kühner Anspruch, wolle die PDS bei der Bundestagswahl werden.
Inzwischen sind Bartsch und Zimmer (Genossen-Spott: «Osterwelle und Zonen-Gabi») zurückhaltender geworden. Die erfolgsverwöhnten Postkommunisten müssen um den Wiedereinzug in den Bundestag bangen. Die Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen taxiert die PDS derzeit nur noch auf vier Prozent. Bei der Sonntagsfrage des ZDF-«Politbarometers» kommen die SED-Erben auf fünf Prozent. Den Genossen steht eine Zitterpartie bevor. Nach der Wahlkreisreform können sie diesmal nicht auf jene drei Direktmandate in Berlin hoffen, die ihnen unabhängig vom Zweitstimmenergebnis den Einzug ins Parlament sichern würden.
Entsprechend düster ist die Gemütslage. In Funktionärskreisen habe sich eine völlig überzogene «Katastrophenstimmung» breit gemacht, klagt man im Umfeld von Berlins Wirtschaftssenator Gregor Gysi. Die Partei habe vergessen, «dass man verlieren kann, ohne dass die Welt untergeht».
Der PDS-Wahlkampf kommt nur schwer auf Touren. Die vier Spitzenkandidaten - neben Zimmer und Bartsch auch Bundestagsfraktionschef Roland Clauss und die Abgeordnete Petra Pau - sind blass geblieben. Zudem sei es der Parteizentrale bisher nicht gelungen, ein eigenes Thema zu setzen, klagt die PDS-Bundestagsabgeordnete Christine Ostrowski. Schließlich stritt die Führung wochenlang über die Frage, ob die PDS als reine Protestpartei gegen Rot-Grün mobil machen oder sich lieber als stille Reserve der Koalition präsentieren solle, die notfalls einen CSU-Kanzler Stoiber verhindert.
Während Zimmer auf Protestkurs setzte, pochte Bartsch auf eine moderatere Linie. Der Parteistratege will sich eine Regierungsbeteiligung der PDS im Jahr 2006 nicht verbauen. Zimmer will sich auf der heutigen Landeskonferenz der Hauptstadt-PDS ein paar lobende Sätze für das Projekt abringen.