AFP New York/Islamabad - Im Streit mit Indien um Kaschmir schließt Pakistan den atomaren Erstschlag nicht aus. Der Einsatz der Atombombe sei ein denkbares Mittel, um auf einen Angriff Indiens mit konventionellen Waffen zu reagieren, sagte der pakistanische UN-Botschafter, Munir Akram, in der Nacht zu gestern in New York. Wenn Indien sich das Recht herausnehme, seine konventionellen Waffen einzusetzen, «warum sollte Pakistan, ein schwächeres Land, irgendein Abschreckungsmittel ausschließen?», sagte der Diplomat weiter.
Pakistans Staatschef, General Pervez Musharraf, prüft nach eigenen Angaben eine Verlegung von Truppen, die derzeit an der afghanischen Grenze die USA bei der Suche nach Taliban- und Al-Qaida-Kämpfern unterstützen, in die Konfliktregion. Dies wäre eine Reaktion auf die «aggressive Haltung der indischen Streitkräfte», hieß es in Islamabad.
Die Gefechte an der Grenze zwischen Pakistan und Indien gingen auch gestern weiter. Beim Beschuss der Stadt Poonch durch pakistanische Raketen seien mindestens sieben Menschen getötet worden, sagte ein Sprecher des indischen Verteidigungsministeriums. Die pakistanische Armee «tötete und verletzte» nach eigenen Angaben bei einem nächtlichen Artilleriegefecht 15 indische Soldaten. Damit habe das Militär einen Angriff auf pakistanisch kontrolliertes Gebiet in Kaschmir vergolten, bei dem am späten Mittwochabend sieben Menschen getötet worden seien. Fünf weitere Menschen kamen nach Polizeiangaben bei einem Angriff auf die pakistanische Provinz Punjab ums Leben.
Radikale Moslemrebellen überfielen in der Nacht eine Polizeistation im indischen Teil Kaschmirs und töteten dabei mindestens zwei Polizisten und einen Zivilisten. Bei einem weiteren Überfall von Extremisten im nördlichen Distrikt Udhampur wurden zwei Mitglieder der Grenzsicherungstruppe getötet.