New York - Nun ist erst einmal Ruhe an Ground Zero: Keine Presslufthämmer mehr, keine Schweißer, die den Tag und die Nacht durchschneiden - und keine Helfer mehr, die mit Harken im Schutt nach menschlichen Überresten suchen. Seit gestern sind die Aufräumarbeiten dort, wo einst das World Trade Center stand, offiziell beendet. Mit einer kurzen Zeremonie gedachten Tausende New Yorker der 2823 Opfer der Anschläge.
Um 10.29 Uhr - der Minute, in der der Nordturm zusammensackte - läutet die Glocke des Fire Department den Code «5-5-5-5», das Signal für einen gefallenen Kameraden. 343 Feuerwehrleute verloren bei den Terroranschlägen am Morgen des 11. September ihr Leben. Eine letzte, leere Bahre - bedeckt mit den Stars and Stripes - wird durch Feuerwehrmänner und Polizisten von Ground Zero getragen. Die Leere der Bahre symbolisiert all die Opfer, die nicht identifiziert werden konnten.
Von mehr als 1700 Toten fehlt jede Spur. Nur 1091 Menschen wurden identifiziert, 300 davon mittels DNA-Analyse. Helfer fanden 19 550 Körperteile, bis zur letzte Minute hatte die Suche angehalten. Doch nun - da 1,6 Millionen Tonnen Schutt und Asche abgetragen sind - gibt es nichts mehr, wonach gesucht werden kann.
Die Ehrengarde von Fire und Police Department gedenkt der Toten, ein Polizeihubschrauber überfliegt Ground Zero, Salutschüsse fallen, eine Dudelsackband intoniert «America the beautiful». Keine Reden, keine großen Worte. Nach 20 Minuten verlässt der letzte Bagger Ground Zero.
«Dies ist so endgültig» sagt Jennifer Tarantino, deren 39-jähriger Ehemann Kenneth beim Rentenhändler Cantor Fitzgeradel im 107. Stockwerk des Nordturms gearbeitet hat. Ihn haben die Mediziner, die die gefundenen Körperteile untersuchen, bislang noch nicht identifiziert. «Ich gebe meine Hoffnung nicht auf», seufzt Jennifer. Gerade erst hat sie den DNA-Analysten noch einmal Speichelproben ihrer beiden Söhne (vier Jahre, sechs Monate) zur Verfügung gestellt.
Die Stille an New Yorks grausamster Baugrube - sieben Stockwerke tief - wird nach dem Ende der Aufräumarbeiten freilich nicht lange anhalten. Schon in wenigen Tagen beginnt der Wiederaufbau: Als erstes entsteht Gebäude Nummer Sieben wieder - statt eines Granithochhauses wird der neue Turm lichtdurchflutet sein. Der Designprozess für ein Denkmal soll im Juli beginnen, und kurz darauf könnten auch die ersten Pläne vorliegen, was an der Stelle stehen soll, wo einst die Twin Towers standen - wahrscheinlich zwei 50 bis 60 Stockwerke hohe Gebäude.