KNA Brüssel - Die Überalterung der EU-Bevölkerung kann durch verstärkte Einwanderung nicht ausgeglichen werden. Selbst bei doppelt so hohen Einwanderungsraten und doppelt so hohen Geburtenraten wie zur Zeit könnten keine nachhaltigen Verbesserungen für die Arbeitsmärkte und Alterssicherungssysteme bis 2050 erreicht werden, heißt es in einem gestern in Brüssel vorgelegten Bericht, den die EU-Kommission zur sozialen Lage erarbeitet hat.
Die zuständige griechische EU-Kommissarin Anna Diamantopoulou rief die 15 EU-Mitgliedstaaten auf, «radikale Reformen» beim Arbeitsmarkt und bei den Altersversorgungssystemen vorzunehmen. Nötig seien unter anderem eine stärkere Einbeziehung von Frauen und älteren Menschen in den Arbeitsmarkt. Die EU-Kommission will im Dezember eine Analyse der bisherigen Reformen der Alterssicherungssysteme in den EU-Staaten vorlegen. Bis September müssen die Mitgliedsländer über ihre Fortschritte in diesem Bereich berichten.
In der Europäischen Union leben laut Bericht derzeit etwa 19 Millionen Ausländer, rund 5,1 Prozent der Bevölkerung. Österreich mit neun und Deutschland mit sieben Prozent haben dabei den höchsten Anteil von Drittstaatenangehörigen. Der Anteil von Nicht-EU-Ausländern in der Gemeinschaft hat sich seit 1985 von 2,3 auf 3,5 Prozent erhöht. Wegen der rückläufigen Bevölkerungsentwicklung in der EU könne aber Zuwanderung selbst bei günstigsten Prognosen für die Geburtenzahlen die sozialen Probleme nicht ausgleichen. Zwar könnten dadurch spezifische Lücken auf dem Arbeitsmarkt gefüllt, der Überalterungsprozess aber keineswegs gestoppt werden.
Der Bericht fordert Maßnahmen zur Integration der in der EU lebenden Ausländer. Ihre Akzeptanz hänge von Status und Herkunft der Neuankömmlinge ab. Menschen aus muslimischen Ländern oder aus Osteuropa, die in Europa arbeiten wollten, würden nur von einem Sechstel bis einem Fünftel der EU-Bürger ohne Einschränkungen akzeptiert. Umgekehrt lehnten ein Siebtel bis ein Sechstel der EU-Bürger deren Akzeptanz grundsätzlich ab. Eine positivere Haltung gebe es nur gegenüber politisch Verfolgten. Gemessen pro Kopf der Bevölkerung gibt es inzwischen die meisten Asylanträge in Belgien, Österreich und den Niederlanden.