BM Haifa - Bundesaußenminister Joschka Fischer hat sich zur besonderen Verantwortung Deutschlands für Israel bekannt. Vor dem Hintergrund des Antisemitismus-Streits zwischen FDP-Vize Jürgen Möllemann und dem Zentralrat der Juden in Deutschland sagte Fischer in der israelischen Hafenstadt Haifa: «Ich schäme mich, wenn jüdische Deutsche das Gefühl haben, dass sie wieder allein gelassen werden.» Es sei eine Frage der Glaubwürdigkeit der deutschen Demokratie, dass Juden in Deutschland sicher und zu Hause seien.
Fischer, der von der Universität Haifa die Ehrendoktorwürde verliehen bekam, warnte: «Die Sensibilität für die Gefühle und Empfindlichkeiten der Überlebenden (des Holocaust), ihrer Kinder und Enkel hat nichts mit der Errichtung so genannter Tabus zu tun. Sie ist einfach unsere Pflicht - und bis jetzt ist dies die feste und akzeptierte Basis für alle Demokraten.» Kurz vor der Nahost-Reise des Ministers hatte FDP-Chef Guido Westerwelle Gespräche in Israel geführt und dabei deutliche Kritik gehört.
«Doktor Fischer» - ungewohnt sei das schon, gab der akademische Aussteiger zu. «Ich gebe zu, ich war ein bisschen nervös», sagt er vor jüdischen und arabischen Studenten, die gemeinsam an der Universität studieren. Erstmals in seinem Leben sei er jetzt Mitglied einer universitären Gemeinde. In seiner mehrfach von Beifall unterbrochenen Rede sprach Fischer von seinen Triebkräften, sich für Frieden in dieser Region und gegen Antisemitismus einzusetzen. Es seien die Debatten in seiner Jugend um die deutsche Schuld am Holocaust gewesen. «Der Mann im Glaskasten, Eichmann in Jerusalem, gehört zu jenen ersten politischen Erfahrungen, die mich bis heute prägen», sagte der Grünen-Politiker.
Für eine gemeinsame Sicherheit seien «schmerzhafte Kompromisse» nötig, sagte Fischer. Dazu gehöre letztlich für Israelis die Räumung der Siedlungen. Für beide Seiten gelte, dass eine Sicherheitslösung für die palästinensischen Flüchtlinge, für die heiligen Stätten und für Jerusalem gefunden werden muss.