Gerangel um die Wirtschaft

A.G. Mannheim - «Für Späth ist es zu spät. Das Wirtschaftsministerium besetzen wir.» Das ist die Stimmung in der FDP, und sie wurde auf dem Parteitag in Mannheim deutlich. Dort fand der Coup von Edmund Stoiber (er ist, neben Guido Westerwelle, bekanntlich auch Kanzlerkandidat), den Jenoptik-Chef Lothar Späth für sein Kabinett einzuplanen, kein Beifall. FDP-Vize Rainer Brüderle reklamierte das Amt für seine Partei. Was heißen soll: für sich. Angeblich steht Parteichef Westwelle damit im Wort.

Immerhin definiert sich die FDP, die den linksliberalen Touch aus der Kohl-Ära längst abgestreift hat, als Partei des privaten Unternehmertums und eines schlanken Staates. Außerdem wurde der Wirtschaftsminister in den 16 Regierungsjahren von Helmut Kohl durchweg von der FDP gestellt - und in den zehn vorhergehenden Jahren der sozialliberalen Koalition ebenfalls. Allerdings heißt es in der Union, dort sehe man die Bereiche Wirtschaft und Arbeit als zentrales Thema nicht nur für den Wahlkampf, sondern auch für die nächsten Jahre. Daher wolle die Union auf dieses Ressort bestehen.

Bleiben zwei Möglichkeiten: Entweder lässt sich Brüderle mit einem anderen Posten abspeisen - etwa mit dem Verbraucherschutz. Oder die FDP bekommt doch den Zuschlag. Späth könnte in diesem Fall nach einem - erfolgreichen - Wahlkampf mit traurigem Augenaufschlag sagen: «Gut, wenn das Wirtschaftsministerium nicht zur Verfügung steht, gehe ich eben doch in den Ruhestand.»