Gewissenlos und unredlich
Zum Interview: "Er treibt ein schlimmes Spiel mit der Angst der Menschen" vom 25.1.2003 veröffentlichen wir zwei Lesermeinungen. Man muss kein Anhänger der CDU sein, um dem Inhalt von Kohls Interview voll zuzustimmen. Wenn ich die Erklärung des US-Botschafters lese, dass es der US-Regierung nie um eine aktive Beteiligung deutscher Truppen bei Kampfhandlungen gegangen sei, sie auch nie um deutsche Truppen gebeten hätte, dann erscheint es mir schon fast gewissenlos, wenn Schröder erneut die Landtagswahlen zur Abstimmung über seinen Irak-Kurs zu machen sucht. So verhält sich kein redlicher Mann und schon gar kein Kanzler, der wenigstens Spuren diplomatischen Gespürs erkennen
lassen sollte.
Heiko Rottweil, Dresden
Keiner will Krieg
Altbundeskanzler Kohl war während seiner Regierungszeit gerade außenpolitisch jederzeit verlässlich und berechenbar. Ein solches Zeugnis kann seinem Nachfolger leider nicht ausgestellt werden. Natürlich will kein vernünftiger Mensch Krieg in Nahost. Hier geht es aber zunächst um den Stil, wie der Kanzler mit den bislang befreundeten USA umgeht. Warum nutzt er nicht die vielfältigen diplomatischen Kanäle oder ein direktes Gespräch mit Bush, um seine Position zu erläutern? Die Antwort ist einfach und erschütternd zugleich: Dies brächte ihm keine ausreichende Medienpräsenz! Doch dies ist kein Qualitätsmerkmal für einen Regierungschef, sondern macht seine Konzeptionslosigkeit nur noch deutlicher.
Horst Kretlow, Berlin-Lankwitz
Undiplomatisch
Zum Artikel: "USA: Deutschland ist ein Problem" vom 24.1.2003 Während die französische Diplomatie keine Brücken abbricht, sich also diplomatisch verhält, sind Schröder und Fischer von allen guten Geistern verlassen. Auch wenn Schröder erneut versucht, als Friedenskanzler bei den Wahlen in Hessen und Niedersachsen Stimmen einzufangen, ist er doch der Kanzler der Republik, der nicht in den Tag hinein agieren darf, sondern immer im Auge behalten muss, wie es einmal weitergehen soll. Sicher ist, dass die Amerikaner auch ohne uns auskommen können. Wir aber ohne sie?
Friederike Walter, Berlin-Spandau
Eine Frechheit
Zum Artikel: "Keine Finanzhilfe für Berlin: Notlage liegt nicht vor" (Eichels Staatssekretär Halsch hält Finanzlage der Stadt für selbst verschuldet) vom 24.1.2003 Es ist doch wirklich herzerfrischend, wie die Genossen von Bund und Land miteinander umgehen. Auch Eichels Staatssekretär könnte doch ohne jede intellektuelle Anstrengung wissen, dass Berlin viel zu früh finanziell in ein zu tiefes Wasser gestoßen worden ist. Schließlich war unsere Stadt lange genug eingeschlossen und hatte und hat ein großes Defizit an Industrie. Dass der Bund die von ihm verursachten Kosten beim Umzug voll getragen hat, lässt Zweifel zu. Und ich glaube auch nicht, dass die Bundesregierung in Berlin ihre Kosten voll trägt. Die Äußerungen des Genossen Staatssekretärs empfinde ich als Frechheit.
Eva-Maria Klotsche, Berlin-Wilmersdorf
Der Strom der Zeit
Zum Artikel: "FDP will das Müllmonopol der BSR brechen" vom 25.1.2003 Viel Glück, FDP! Monopole passen nicht in unsere Zeit, nur ist es leider so, dass während wir vielleicht ein Mini-Monopol beseitigen können, um uns herum die Konzentration in der Wirtschaft und auch in den Medien zunimmt und neue Fast-Monopole bildet. Konkurrenz soll das Geschäft beleben, und sie könnte sicher auch der BSR nicht schaden. Aber der Strom der Zeit fließt leider in eine andere Richtung.
Morten Birnbacher, Berlin-Prenzlauer Berg