New York - Der UN-Chefinspekteur Hans Blix verlangt von Irak eine größere Kooperationsbereitschaft bei der Entwaffnung des Landes. Blix erklärte gestern in seiner mit Spannung erwarteten Rede vor dem Weltsicherheitsrat in New York, in Fragen des Zugangs arbeite Bagdad mit den Inspektoren zusammen. Doch die irakische Führung müsse noch mehr tun, um die Entwaffnung zum Abschluss zu bringen. Mohamed el Baradei, der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), erklärte, die Inspektoren hätten keine Hinweise auf verbotene atomare Aktivitäten entdeckt.
Er bat den Sicherheitsrat um "ein paar Monate" mehr Zeit für eine Fortsetzung der Kontrollen. Dagegen äußerte sich Blix nicht konkret zum Zeitrahmen. Er machte jedoch deutlich, dass die Inspektoren noch mitten in der Arbeit seien. Außerdem habe gerade ein neuer Ausbildungskurs für Inspektoren in Wien begonnen.
Blix hielt Irak vor, die ihm auferlegte Entwaffnung nicht "aufrichtig akzeptiert" zu haben. Drei Fragen seien unbeantwortet: Wie viel verbotenes Waffenmaterial aus der Zeit vor dem Golfkrieg von 1991 und eventuell danach wurde möglicherweise nicht deklariert und ist noch intakt? Was wurde möglicherweise illegal beschafft oder produziert? Wie kann die Welt verhindern, dass Irak in der Zukunft Massenvernichtungswaffen produziert oder sich beschafft?
Der schwedische Diplomat bemängelte, dass der von Irak Anfang Dezember vorgelegte 12 000-Seiten-Bericht über das Waffenprogramm des Landes weitgehend altes Material enthalte. Eine Ausnahme sei ein Dokument der Luftwaffe, das darauf hinweise, dass Irak es versäumt habe, etwa 6000 C-Waffen-Sprengköpfe zu deklarieren. Dies zeige, dass Irak von sich aus größere Anstrengungen unternehmen müsse, um zu beweisen, dass seine Waffen-Deklaration vollständig und auf dem neuesten Stand sei.
Blix stellte auch fest, dass es Irak bislang versäumt habe, über den Verbleib von Beständen des Nervengases VX aus der Zeit kurz vor dem Golfkrieg von 1991 Auskunft zu geben. Im Bereich der biologischen Waffen sei Irak den "überzeugenden Beweis" schuldig geblieben, dass es seine Anthrax-Bestände vernichtet habe.
Blix sagte weiter, dass seine BemÃhungen, mehr Beweise und Dokumente von Irak zu erhalten, von Bagdad stets mit dem Hinweis beantwortet worden seien, alles dargelegt zu haben. Im Haus eines irakischen Wissenschaftlers hÃtten die Inspektoren kÃrzlich jedoch tausende Seiten von Dokumenten gefunden. In einigen der Papiere sei es um die Anreicherung von Uran gegangen. AP