Der Irak lobt seine Kooperation mit den UN-Inspekteuren

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alexander

Bagdad - In Bagdad war man sich schon gestern Morgen sicher, dass Hans Blix Stunden später in New York nur ein Fazit der bisherigen Inspektionen ziehen konnte: Die Kooperation des Irak mit den Waffeninspekteuren der Vereinten Nationen ist "super". Das erklärte zumindest Außenminister Nadschi Sabri den staunenden Journalisten aus aller Welt in der irakischen Hauptstadt. Und zweitens: Es sei längst klar, dass der Irak nicht über Möglichkeiten zur Produktion von Massenvernichtungswaffen verfüge. Mit dem Spruch "Der Ball ist in ihrem Feld", machte Sabri gestern klar, dass das Regime in Bagdad weiterhin davon ausgeht, es müsse in Bezug auf die Massenvernichtungswaffen nicht seine Unschuld beweisen, sondern die Gegenseite müsse Beweise für die Schuld Bagdads vorlegen.

Die Beschwerden der UN-Inspekteure, die auch in New York gestern wiederholt wurden, wischte Sabri beiseite: "Es ist unmöglich, so eine umfassende Aufgabe zu bewältigen, ohne dass es dabei manchmal Probleme gibt." Die Inspekteure hätten in den vergangenen zwei Monaten 460 Anlagen im Irak besucht, darunter Bibliotheken, Gästehäuser des Präsidenten, Moscheen und militärische Einrichtungen. "All dies wäre ohne unsere umfassende Zusammenarbeit nicht möglich gewesen", sagte Sabri.

Der irakische Parlamentssprecher Saadoun Hammadi hielt das entfernte Neu-Delhi für den geeigneten Ort, um der Welt mitzuteilen, was jetzt noch zu sagen sei. Die Nachricht lautete schlicht übersetzt: Kampf bis zum Äußersten. "Der Irak werde mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln zurückschlagen, sollte er angegriffen werden", wetterte Hammadi. "Wir haben keine Alternative. Wenn die US-Administration einen Krieg gegen unsere Nation beginnt, werden wir erbittert kämpfen." Das sei schließlich, was jeder andere Staat auf der Welt auch tun würde: sich verteidigen. Dass diese Verteidigung alle Mittel ausschöpfen würde, darüber ließ der Politiker keinen Zweifel aufkommen, verschwieg aber ebenso beredt, welche Mittel dies denn seien. In jedem Fall aber seien die Iraker "militärisch und wirtschaftlich auf die Verteidigung der Heimat eingestellt". So weit, so gut.

Die Zeitung "Babil", die Saddam Husseins Sohn Udai leitet und instruiert, versuchte sich erneut in schriller Kriegsrhetorik. Die amerikanischen Soldaten werden, so das Regierungsorgan, in Plastiksäcken nach Hause zurückkehren. Und der Berg, den diese Säcke bilden würden, wäre so hoch, dass weder US-Präsident George W. Bush noch sein britischer Adlatus Tony Blair ihn verleugnen könnten.

Mann gegen Mann werden die irakischen Helden gegen die Eindringlinge kämpfen, verkündet das Blatt, wohl wissend um die technologische Überlegenheit von Amerikanern und Briten. Doch "Flugzeuge, Raketen und moderne Technologie" würden die Führung nicht stürzen können. Das soll die Soldaten motivieren.

Von alldem Gerassel zeigt sich die Bevölkerung offenbar wenig beeindruckt. Die Iraker sind zu sehr damit beschäftigt, ihr Überleben in einer Mangelwirtschaft zu organisieren. Die täglichen Demonstrationen ziehen durch die Straßen. In aller Regel sind es nur wenige Hundert Teilnehmer. Gestern waren es Ärzte und Bauarbeiter. Die meisten Menschen in Bagdad warten auf die nächste Lebensmittelzuteilung durch das staatliche Verteilungssystem. Sollte das einmal zusammenbrechen, käme es zu einer humanitären Katastrophe. Etwa 70 Prozent der Bagdader Haushalte sind auf die Zuteilungen angewiesen. Darauf kommt es den Menschen mehr an, als auf den Bericht im fernen New York. Egal wie der auch ausfallen mochte und welche Konsequenzen daraus erwachsen würden. Man könne, so der Kleinhändler Ahmed Faruqi, ja sowieso nichts ändern.