Der Herbst ist keine einfache Zeit. Oder mit Rilke gesprochen: „Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr. Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben.“ Bei solchen Zeilen ist eine depressive Verstimmung nicht fern. Dabei hält die dritte Jahreszeit einige Überraschungen bereit. Wir haben ein paar interessante Fakten zusammengestellt:
Astronomie Kalendarisch, also astronomisch, hat der Herbst am Sonnabend begonnen. Definiert ist das auf Basis der Bahn, auf der die Erde um die Sonne zieht. Herbstanfang ist der Tag, an dem – vereinfacht gesagt – die Sonnenstrahlen senkrecht auf die Erdachse scheinen (wie auch am Tag des Frühlingsbeginns). Die Tage verkürzen sich nun weiter bis zum Winterbeginn am 21. Dezember. Dann ist unsere Nordhalbkugel am weitesten von der Sonne weggeneigt.
Pilzsucher freut dies: Die Wachstumsphase von Pilzen wird sich künftig verlängern. Das hat sich bei einer Studie von Nils Stenseth und seinem Team von der Universität Oslo gezeigt. Die Forscher haben die Wachstumszeiten einiger Pilzarten in den Jahren 1970 bis 2007 in Österreich, der Schweiz, Norwegen und Großbritannien untersucht. Sie werten Datenbanken aus, in denen Fundorte und -zeiten der Pilze aufgeschlüsselt waren.
Methusalem war wohl ein Herbstkind: Es klingt verrückt – aber der Geburtsmonat scheint einen Einfluss auf die Lebenserwartung der Menschen zu haben. Leonid Gavrilov und Natalia Gavrilova von der Universität von Chicago haben im „Journal of Ageing Research“ eine Studie vorgelegt, nach der Babys, die im September, Oktober oder November geboren wurden, größere Chancen darauf haben, 100 Jahre alt zu werden. In welchen Monaten man im Mutterleib heranwächst, oder – gerade geboren – den Umwelteinflüssen direkt ausgesetzt ist, scheint sich auf das Verhalten und auf das Erbgut auszuwirken.
Speckschichten und Vorratskammern werden jetzt angelegt: Wenn es Herbst wird, werden Eichhörnchen, Igel und Eichelhäher hektisch. Sie müssen Winterspeck ansetzen und ihre Vorratskammern für die karge Winterzeit füllen. Der Winterspeck, den sich Bären genauso anlegen wie Fledermäuse, wird in Form von braunem Fettgeweben oft in „Reservoirs“ wie etwa Nackenfalten gespeichert. Es kann schnell und effizient in Energie umgewandelt werden.
Bakterien machen uns nun auch wieder mehr zu schaffen: Feuchte Kälte, Wind und Regen – der Herbst läutet die Erkältungssaison ein. Bei feuchtem, kühlem Wetter überleben die meisten Viren und Bakterien besser als bei trockenem, warmem Sommerwetter. Da die Menschen mehr Zeit drinnen verbringen und in öffentlichen Verkehrsmitteln mit vielen anderen Menschen in Kontakt kommen, erhöht sich das Risiko, sich mit Erkältungsauslösern anzustecken. Das schwächt das Immunsystem und Keime können sich ausbreiten. Die Influenza-Saison startet aber noch nicht in den Herbstmonaten. Nach Angaben des Robert Koch Instituts in Berlin hat die Grippesaison in den vergangenen Jahren immer im Januar begonnen.
Winzer und Apfelbauern haben nun noch einmal viel zu tun. Denn natürlich ist der Herbst auch die Zeit, in der die Ernte eingefahren wird. Äpfel, Trauben, Feldfrüchte und die letzten Getreidesorten sind nun reif. Ob der Klimawandel gut oder schlecht ist für die Ernten, ist bislang noch nicht ausgemacht. Einerseits könnten steigende Temperaturen die Früchte größer und süßer werden lassen. Andererseits könnten extreme Wetterlagen wie längere Trockenzeiten oder auch Starkregen und Hagel gute Ernten zunichtemachen.
Bunte Blätter sind wohl die markantesten Merkmale unseres Herbstes. Die kürzere Tagesdauer löst in den winterruhenden Pflanzen den Abbau des grünen Farbstoffes (Chlorophyll) im Laub aus. Stickstoff, Kohlenhydrate und andere Nährstoffe in den Blättern werden abgebaut oder in den Stamm oder die Wurzeln eingelagert. Die anderen Blattfarbstoffe wie Carotinoide oder Anthocyane werden durch den Abbau des Chlorophylls im Herbst sichtbar – als typische Herbstlaubfarben.
Gliedertiere verkriechen sich: Insekten und Spinnentiere können sich kein Fettpolster anfressen. Ihre Überwinterungsstrategien sind so mannigfach wie die Vielfalt dieser Tiergruppen. Manche Insekten oder Spinnen legen im Herbst noch Eier und sterben dann.