Es ist ein Beschluss, der vor allem durch seine Symbolkraft Aufsehen und Unmut erregt: Die Konferenz der Mitgliedsländer des Artenschutzprogramms Cites im arabischen Katar hat einen Vorstoß der USA zum weiteren Schutz der Eisbären zurückgewiesen.
Die US-Vertreter hatten beantragt, den internationalen Handel mit Ursus maritimus und Teilen von ihm verbieten zu lassen. Die EU sowie die arktischen Länder stimmten gegen den Antrag. Staaten aus Afrika aber, ebenso Heimat bedrohter Großwildarten, deren Handel international verboten ist, stimmten zu. Auch innerhalb der Umwelt- und Artenschutzgemeinde war der US-Antrag umstritten. Der Worldwide Fund for Nature (WWF) sowie andere Organisationen sehen dahinter eher emotionale Gründe.
Die Jagd auf Eisbären ist in allen seinen Herkunftsländern wie Kanada und Grönland gesetzlich limitiert und weitgehend auf einheimische Jäger beschränkt. In den USA ist sie komplett verboten. Kanada und Grönland haben ihre Gebiete inzwischen wieder für die kontrollierte Trophäenjagd durch Ausländer geöffnet. Ganz im Sinne des Tierschutzes: Die dafür winkenden sehr hohen Einnahmen kommen den Inuit zugute, die im Gegenzug ihre eigenen Abschüsse reduzieren, aus denen sie durch die Ausfuhr von Fellen, Zähnen und Knochen ihr Einkommen beziehen. Ausländer zahlen für den Abschuss eines Tieres bis zu 30 000 Euro.
Nach Angaben des Naturschutzbundes Deutschland werden weltweit jährlich 216 Felle exportiert, der überwiegende Teil davon nach Japan. Dies allein ist die Zahl, über die die Cites-Konferenz befinden darf - und eine Größenordnung, die die Art nicht in Gefahr bringen könnte. In der EU ist der Import komplett verboten. Immer wieder hofften Kanada und Grönland, durch die Verringerung ihrer eigenen Abschussquoten das tierliebe Herz der Europäer zu befrieden und im Gegenzug die Aufhebung ihres Importstopps zu erreichen.
Immerhin sorgten die EU-Staaten jetzt dafür, dass die für die indigenen Eisbärenjäger schlimmste Variante, nämlich das komplette Handelsverbot, vermieden werden konnte. Die meisten Eisbären, etwa 700 pro Jahr, werden nach Einschätzung von Experten durch Wilderer in Russland erlegt.
Erst vor wenigen Jahren hat die Weltnaturschutzunion (IUCN) den Eisbären als gefährdet eingestuft - ein umstrittener Schritt, denn wie wohl nie zuvor wird dieser Status beim Eisbären einer Art zuteil, deren Bestand sich zuletzt rasant vermehrt hat. In den 60er-Jahren war die Zahl der Tiere in der gesamten Arktis auf etwa 5000 geschrumpft. Immer besser ausgestattete Jäger, die zuletzt vom Flugzeug aus anlegten, waren dafür verantwortlich. Seit die Jagd wenigstens in Amerika erfolgreich reglementiert wurde, hat sich die Art erholt, letzte Schätzungen gehen von 25 000 Eisbären aus. Zählungen in den verschiedenen Populationen bringen unterschiedliche Ergebnisse. Die Bestände sind im Großen und Ganzen stabil. Hintergrund der Sorge um den Räuber ist die Debatte über die globale Erwärmung. Klimaschützer machen geltend, dass in den wärmer werdenden arktischen Gewässern die Eisschollen, von denen aus die Eisbären die Robben jagen, verschwinden und sie nun verhungern müssten. Kritiker wenden ein, dass die Tiere seit 200 000 Jahren, als die Art sich von den Braunbären abspaltete, mehrere Warmzeiten überlebt hätten.
Übrigens bekommt auch ein Meeresbewohner keinen besseren Schutz: Auf der Konferenz scheiterte das Vorhaben, den internationalen Handel mit dem Roten Thunfisch zu verbieten.