Dramatische Rettung zweier Teenager

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Jörg-Michael Dettmer

Washington - Die dramatische Rettung von zwei Teenagern aus der Hand eines gefährlichen Vergewaltigers im US-Bundesstaat Kalifornien hat in den USA für Schlagzeilen gesorgt. Zur Entdeckung der entführten 16-jährigen Tamara Brooks und der 17-jährigen Jaqueline Marris trug maßgeblich ein Alarmplan mit dem Namen «Amber Alert» bei: Nach einer Entführung werden blitzschnell von der Polizei die Medien informiert und Warnrufe erscheinen in Radio, im Fernsehen und auf den Warntafeln der Verkehrsleitsysteme an den Highways. So wird eine mächtige Allianz von Polizei, Medien und Bevölkerung geschaffen.

Im Fall der kalifornischen Teenager wurden Fahrzeugtyp und Nummernschild des vom Entführer gestohlenen Wagens bekannt gegeben. Eine Polizistin sah das Auto und löste sofort die Jagd aus, die dann mit der Erschießung des Kidnappers endete. Der Amber-Plan sei ein riesiger Erfolg, sagt Larry Waldie von der Polizei in Los Angeles. Man habe den Alarmplan erst vor einer Woche eingeführt.

Seinen Anfang hatte der Plan 1996 genommen. Damals wurde in der texanischen Stadt Arlington die neunjährige Amber Hagerman in der Nähe ihres Elternhauses entführt.

Auf einem Parkplatz fand man ihr Fahrrad, von dem Mädchen fehlte jede Spur. Nach einer viertägigen, hektischen Suche, an der sich auch viele Bewohner der Stadt beteiligten, wurde Ambers Leiche mit durchgetrennter Kehle in einem Fluss gefunden. Der Täter wurde nicht gefasst. Das furchtbare Verbrechen ist jedoch nicht vergessen. Der Fall von Amber führte zum Aufbau des nach ihr benannten Plans. Zunächst nur im Bereich der Kleinstadt Arlington, danach in immer mehr Gemeinden, Städten und Staaten der USA.

Im Mittelpunkt des Amber-Plans steht die blitzschnelle Information der Bevölkerung über einen Entführungsfall. Wenn die Polizei entscheidet, dass es sich um Kidnapping handelt und das Leben eines Kindes in Gefahr ist, tritt der Plan in Aktion.

Innerhalb von nur wenigen Minuten unterbrechen dann zum Beispiel im Raum der drei Städte Arlington, Dallas und Fort Worth 36 Rundfunk- und 11 Fernsehstationen ihre Sendungen und melden den Alarm. Angaben über Alter, Aussehen und Kleidung des Kindes werden verbreitet, und - wenn vorhanden - eine Beschreibung des mutmaßlichen Entführers oder der Entführerin, des Fluchtautos und andere Details des Verbrechens. «Der Amber-Plan ist ein wertvolles Mittel, um Leben zu retten», sagt Dee Anderson, der bei der Polizei in Arlington damals einer der Urheber des bürgerlichen Mobilmachungs-Plans war. «Es tut wohl, zu sehen, dass etwas, das wir begonnen haben, erfolgreich Schule macht». Nach Angaben der Studiengruppe «National Center for Missing and Exploited Children» gibt es den Amber-Plan inzwischen in 32 US-Bundesstaaten sowie in Kanada. Bis heute sind danach mindestens 23 Kinder oder Jugendliche durch den neuartigen Alarmplan gerettet worden.

«Nach unseren Informationen haben mehr als 90 Prozent aller Verkehrsteilnehmer ihr Autoradio eingeschaltet», sagt Dee Anderson. «Das bedeutet, wir mobilisieren eine riesige Gruppe von Menschen. Die Polizei bekommt plötzlich Millionen von Augen und Ohren - und das ist ein machtvolles Werkzeug für uns.»